Im Lager der Slalom-Kanuten herrscht unmittelbar vor der ersten internen Qualifikation für die Nationalmannschaften dicke Luft. Auslöser dafür ist ein Interview der Olympia-Zweiten Elena Lilik in der «Augsburger Allgemeinen» (Mittwoch), in dem sie dem Deutschen Kanu-Verband (DKV) und Cheftrainer Klaus Pohlen fehlende Wertschätzung und Anerkennung vorwirft. Das kann dieser nicht nachvollziehen.
Ausgangspunkt war eine unumgängliche Hand-Operation bei Lilik. Danach wollte sie den ersten Warmwasser-Lehrgang auf La Reunion mitmachen. «Da hätte ich 24/7-Physio-Betreuung bekommen», sagte Lilik der Zeitung. Von Cheftrainer Pohlen sei dann aber zwei Tage vor Abflug entschieden worden, dass sie nicht mitfährt.
«Wir haben das nach der OP relativ früh immer in Abstimmung mit ihrem zuständigen Heimtrainer, Bundestrainer und auch Vater, Thomas Apel, entschieden. Die Kommunikation ist immer über ihn gelaufen und die Entscheidung wurde mindestens drei Wochen vorher getroffen. Der DKV nimmt definitiv keine Sportlerinnen und Sportler in der Rekonvaleszensphase mit in einen Warmwasserlehrgang», sagte Pohlen der Deutschen Presse-Agentur.
Disziplinar-Maßnahmen möglich
Auch die Behauptung, sie hätte dort einen Physiotherapeuten rund um die Uhr zur Seite, zeuge von falschen Vorstellungen. «Wir waren mit über 35 Sportlern dort. Ein Physiotherapeut, der übrigens vom DKV finanziert wird, der hat dort nicht zusätzlich die Zeit, sich um rekonvaleszente Sportler zu kümmern», sagte Pohlen. Er betonte, dass man in Augsburg über ein herausragendes medizinisches und physiotherapeutisches Umfeld verfüge. Sie nicht mitzunehmen, sei zum Wohle der Athletin gewesen.
Man müsse sich als Verband jetzt die Frage stellen, wie die Kommunikation zwischen den verantwortlichen Trainern und den Athleten funktioniert. «Ob das zu disziplinarischen Maßnahmen führt, kann ich nicht beurteilen. Das müssen andere Leute im Verband entscheiden», sagte Pohlen.
Quali-Bonus dank Olympia-Medaille
Der Bundestrainer betonte, dass seit Wochen klar sei, dass Lilik in Richtung Weltmeisterschaften in Sydney im Herbst genug Zeit bekäme. Es bestehe keinerlei Pflicht für sie, an der nationalen Qualifikation teilzunehmen. Im Weltcup-Block vor den Titelkämpfen bekäme sie die Möglichkeit, sich gegen eine dritte Sportlerin direkt durchzusetzen.
Wegen der Olympia-Medaille sei auch kein Qualifikationsnachweis nötig. Lilik müsse nicht zwingend starten, allerdings müsse sie den Mannschaftsarzt von der Schweigepflicht entbinden, damit dieser über den Gesundheitszustand informieren kann. «Der Ball liegt bei ihr», sagte Pohlen.