Ein Mann schaut in den neuen Asterix-Band "Asterix und der Greif". (Urheber/Quelle/Verbreiter: Annette Riedl/dpa)

Da blitzt er plötzlich endlich wieder auf, dieser so lange vermisste, wundervoll anarchische «Asterix»-Humor: Obelix will galant sein zu seiner neuen Flamme Casanowa.

Doch was überreicht man einer hünenhaften Amazone? Der Gallier greift zum idealen Geschenk – einer Art Blumenstrauß aus verprügelten Römern. Seit Jean-Yves Ferri vor knapp zehn Jahren als Texter eine der wichtigsten Comicreihen der westlichen Welt übernommen hat, will er etwas Neues schaffen und eben nicht nur das Alte variieren. Viele Fans nehmen ihm seit Jahren genau das übel. Der neue Band «Asterix und der Greif» hat das Zeug dazu, endlich beide Seiten zu versöhnen. Von Donnerstag an ist er im Handel.

Worum es geht? Die tapferen Helden reisen in ihrem neuen Abenteuer vage gesprochen erstmals in das Gebiet von Russland. Ein Schamane vom Stamm der Sarmaten ist dem alten Miraculix im Traum erschienen und hat ihn gebeten zu kommen. Denn eine Prophezeiung hat den Sarmaten verkündet: «Hilfe kommt von den Galliern, vor allem vom kleinsten unter ihnen.» Der Druide bricht mit Asterix, Obelix und dem Hündchen Idefix in die Weiten der verschneiten Steppe auf. Hier gilt es, den Greif – ein Wesen halb Adler, halb Löwe – vor Cäsars Zugriff zu verteidigen

«Sarmaten? Nie gehört», mag jetzt mancher sagen. In der Tat ist nicht viel bekannt über das Reitervolk, das von antiken Schriftstellern erstmals im sechsten Jahrhundert vor Christus erwähnt wurde. Für Ferri ein klarer Vorteil: «Natürlich muss man erst einmal ein Land finden, wo die beiden noch nicht waren», sagt er im dpa-Interview. «Das Land der Sarmaten war noch nicht erkundet. Aber vor allem weiß man fast nichts über die Sarmaten. Das hat mir erlaubt, Volk und Land so ein bisschen zu erfinden. Ich konnte das frei gestalten.» Das weitläufige Reich der Steppen-Nomaden habe sich einst unter anderem über die Ukraine und Russland erstreckt, hat Ferri jüngst in Paris erläutert. Er habe nunmehr sogar noch einen Zipfel der Mongolei hinzugefügt.

Ferri und sein Zeichner-Kollege Didier Conrad arbeiten mit viel Liebe zum Detail. Sie entwerfen ein Matriarchat, in dem die Männer am Herd stehen und nur die Frauen in den Krieg ziehen. Die Matronen zu Pferde haben so klangvolle Namen wie Matrjoschkowa und Kalaschnikowa. Während sie sich behaupten, sind die Römer neurotischer denn je.

Albert Uderzo hat die Reihe im Jahr 1959 mit dem Autor René Goscinny ins Leben gerufen. «Beim neuen Band hatte ich gedacht, dass wir uns am weitesten entfernt hätten vom Stil von Goscinny und Uderzo», sagt Ferri im dpa-Interview. «Aber jetzt kommen die ersten Reaktionen der Leute, die den Comic schon gelesen haben. Und die sagen mir: «Das ist der Band, bei dem Du Dich dem alten Stil bisher am meisten annäherst.» Das ist also eine sehr subjektive Sache.» In der Tat: Die Running Gags, das Geschehen am Bildrand, der stabile Spannungsbogen – das alles knüpft an gute «Asterix»-Alben aus den 1960er Jahren an.

Was die neuen Abenteuer allerdings weiterhin prägt: Es gibt auf den 48 Seiten viele große, aber dafür auch weniger Comicbilder. Kritiker monieren seit 2013, das gebe der Serie eine etwas abgehetzte Dynamik.

«Asterix und der Greif» erscheint international mit einer Startauflage von fünf Millionen Exemplaren. Der Comic ist das 39. Asterix-Abenteuer und die fünfte Gemeinschaftsarbeit von Ferri und Conrad, zugleich das erste Album nach dem Tod Uderzos. Die Skizzen und Entwürfe waren dem Altmeister noch vorgelegt worden. Uderzo ist 2020 mit 92 gestorben. Er hatte sich Jahre zuvor als «Asterix»-Vater zurückgezogen. Goscinny lebt schon seit dem Jahr 1977 nicht mehr.

Von Christof Bock, dpa

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