Ilker Çatak (l-r), Leonie Benesch und Sandra Hüller nehmen am Empfang von German Films in Los Angeles teil. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Barbara Munker/dpa)

Hollywood steht voll im Rampenlicht, wenn dort am Sonntagabend (Ortszeit) der wichtigste Filmpreis der Welt verliehen wird. Doch kurz vor der Oscar-Gala wirken Sandra Hüller, Wim Wenders und Ilker Çatak noch völlig gelassen. Beim Empfang von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films, ging es am Freitag (Ortszeit) in West Hollywood locker zu – leckere Häppchen, Umarmungen und strahlende Gesichter.

Von Nervosität vor dem großen Auftritt keine Spur. «Ich gehe mit einer großen Dankbarkeit rein. Ich glaube auch mit einer großen Ruhe», erzählt Hüller im dpa-Interview. Sie freue sich, dass fast das ganze Team von «Anatomie eines Falls» und auch von «The Zone of Interest» angereist sei – «und dass wir diesen Abend zusammen erleben und genießen dürfen». Beide Filme sind für jeweils fünf Oscars nominiert, auch in der Top-Sparte «Bester Film». «Das ist schon viel. Das ist schon anders als beim letzten Mal», sagt die 45-Jährige.

Oscar-Premiere mit «Toni Erdmann»

Ihre Oscar-Premiere feierte sie 2017 als Hauptdarstellerin in Maren Ades Komödien-Drama «Toni Erdmann», mit einer Nominierung in der Sparte «Internationaler Spielfilm», aber ohne Gewinn. Jetzt ist die in Leipzig lebende Hüller mit ihrer Hauptrolle in dem französischen Justizdrama «Anatomie eines Falls» als beste Hauptdarstellerin im Rennen. Dazu kommt eine Nebenrolle in «The Zone of Interest» als Ehefrau des KZ-Kommandanten Rudolf Höß (Christian Friedel).

Für ihre englisch- und französischsprachige Rolle in «Anatomie eines Falls» als Ehefrau unter Mordverdacht hatte sie kürzlich in Paris die César-Trophäe als beste Hauptdarstellerin geholt. «Ich empfinde das wirklich als sehr offen und auch als sehr unterschiedslos», sagt sie auch über ihre Erfahrungen in Hollywood. «Es geht wirklich darum, ob das eine gute Arbeit ist. Es ist wirklich vollkommen egal, wo jemand herkommt. Den Eindruck habe ich gerade und das ist echt großartig.»

Ilker Çatak fühlt sich als «krasser Außenseiter»

Der in Berlin geborene und teilweise in der Türkei aufgewachsene Regisseur Ilker Çatak (40) ist mit seinem Schuldrama «Das Lehrerzimmer» in der Sparte «Internationaler Film» im Rennen. Im Zentrum steht eine engagierte Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie aufklären will und sich dabei immer mehr verstrickt.

An einen Oscar-Gewinn glaubt er allerdings nicht. «Man wird ja gebeten, für den Fall der Fälle eine Rede vorzubereiten», sagt der Regisseur. Das habe er auch gemacht, aber er fühle sich mit Blick auf die Gewinnchancen als «krasser Außenseiter». «Wir werden da hingehen und uns zurücklehnen und applaudieren und die Leute beglückwünschen können.» Entspannt sei er auch, weil seine Familie und viele enge Freunde mit ihm zu den Oscars gereist seien. «Es fühlt sich eher an wie eine Klassenreise», sagt der Filmemacher grinsend.

Aber ganz so locker ist der Oscar-Countdown dann doch nicht. Am Freitag hatte Çatak noch keinen Anzug. Die Anprobe sei erst am Samstag. Er sei selber gespannt, wie er aussehen werde. Den Lauf über den roten Teppich dürfen nur wenige vom Team mitmachen. Seine Frau, Filmproduzent Ingo Fliess und Hauptdarstellerin Leonie Benesch (32) sind dabei.

Oscar-Tipp von Leonie Benesch

Als 18-jähriger Nachwuchsstar hatte Benesch bereits 2010 Oscar-Luft geschnuppert. Damals gehörte sie zum Cast von Michael Hanekes Drama «Das weiße Band». Jetzt sei sie älter und habe eine bessere Vorstellung davon, was einen erwartet, sagt die Schauspielerin augenzwinkernd. Sie sei sich auch ganz sicher, dass nicht «Das Lehrerzimmer», sondern der britische Film «The Zone of Interest» den Auslands-Oscar holen werde.

Doch das mindert nicht ihre Freude. «Es ist vollkommen absurd, wie weit unser kleiner Film gekommen ist», meint Benesch. «Die Nominierung war immer der allergrößte Traum. Dass das geklappt hat, ist der Wahnsinn. Und jetzt dürfen wir auf Klassenfahrt sein. Das ist doch der Hammer.»

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