Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, 4.v.r) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen, 2.v.r) empfangen die Mitglieder der Internationalen Berlinale-Jury. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Guido Bergmann/Bundesregierung/dpa)

US-Schauspielerin Kristen Stewart hat an den politischen Charakter der Berlinale erinnert. Und auch weitere Mitglieder der Jury thematisierten am Donnerstag auf der Eröffnungspressekonferenz das Verhältnis von Politik und Film. «Speziell dieses Festival ist, was seine Geschichte betrifft, auf positive Weise konfrontativ und politisch», sagte Stewart (32), die in diesem Jahr Jury-Präsidentin ist.

Filme seien in politischen Krisenzeiten ein gutes Mittel gegen Gefühle von Ohnmacht. «Es ist eine tolle Möglichkeit daran mitzuwirken, schöne Dinge in einer Zeit zu betonen, in der es hart ist, daran festzuhalten», sagte Stewart. «Ich denke, es ist die Aufgabe eines Künstlers, ein ekelhaftes oder schlimmes Thema aufzugreifen, es zu verarbeiten und in etwas Schöneres, Hilfreiches zu verwandeln.»

Farahani über die Lage im Iran

Die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani (39) ist ebenfalls Teil der siebenköpfigen Jury, die am Ende des Festivals über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheidet. Sie machte auf die schwierige Situation in ihrem Land aufmerksam. «Iran, das ist eine Diktatur, das ist nicht nur etwas Philosophisches oder Theoretisches. Den Menschen fehlt der Sauerstoff, die Luft zum Atmen im Iran», sagte Farahani.

Berlin sei für sie die Stadt, in der die Mauer zum Einsturz gebracht wurde, ein Symbol für Freiheit, sagte Farahani. Sie sei froh, dass die Berlinale das Kino und den Film feiere und man sich zusammen für Kunst und Kultur einsetze. «Auch wenn man das Gefühl hat, die Welt bricht zusammen, an vielen Stellen, nicht nur im Iran», erklärte sie mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine und das Erdbeben in der Türkei und Syrien.

Johnnie To: Diktaturen sind gegen den Film

Der chinesische Regisseur und Jury-Mitglied Johnnie To (67) sagte zur Bedeutung von Film und Kino: «Gerade Diktaturen sind gegen den Film, weil Film, weil Kino so eine enge Verbindung zum Publikum, zu den Menschen hat. Es gilt weltweit: Wenn man um Freiheit kämpfen will, dann muss man sich einsetzen fürs Kino, für den Film.»

Teil der Jury in diesem Jahr sind auch die deutsche Regisseurin Valeska Grisebach («Western»), die US-Castingagentin Francine Maisler («Dune», «She Said»), der rumänische Regisseur Radu Jude und die spanische Regisseurin Carla Simón, deren Film «Alcarràs» im vergangenen Jahr gewonnen hatte.

Feierlich eröffnet wird die Berlinale am Donnerstagabend mit der Komödie «She Came to Me» der Regisseurin Rebecca Miller. Dabei soll auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj per Video zugeschaltet werden. Eingeführt wird Selenskyj von Hollywoodstar Sean Penn, der bei der Berlinale seinen Ukraine-Film «Superpower» vorstellt.

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