Klaus Kastberger leitet in diesem Jahr die Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Stephan Friesinger/Literaturhaus Graz/dpa)

Das Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis 2024 ist mit vielen Emotionen zu Ende gegangen. Nachdem die österreichische Autorin Johanna Sebauer Publikum und Jury im österreichischen Klagenfurt mit ihrer Satire über Gewürzgurken zum Lachen gebracht hatte, brach die aus Slowenien stammende Tamara Stajner während des Vortrags ihrer intimen Mutter-Tochter-Erzählung in Tränen aus und musste fast abbrechen.

Die Jury reagierte begeistert auf Sebauers Geschichte «Das Gurkerl», in der ein kleiner Essigwasser-Unfall zu einer gesamtgesellschaftlichen Debatte über das grüne Sauergemüse eskaliert. Der mit österreichischen Schimpfkreationen wie «scheißdrecksgschissenes Hurnsgurkerlwasser» gewürzte Text gehört wohl zu den Favoriten für den Publikumspreis, der neben dem mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis vergeben wird.

Jury ist beeindruckt

In «Luft nach unten» beschrieb Stajner eine Beziehung zwischen Tochter und Mutter, die von psychischer Gewalt und historischen Gewalterfahrungen, aber auch von tiefer Zuneigung geprägt ist. «Man spürt die Liebe in der Wut und die Wut in der Liebe», sagte Jurorin Brigitte Schwens-Harrant.

Neben Stajner beeindruckte auch Miedya Mahmod die Jury. Das Spoken-Word-Talent aus dem Ruhrgebiet lieferte unter dem Titel «Es schlechter ausdrücken wollen. Oder: Ba, Da» ein poetisches Textgewebe zu den Themen Anderssein und Mehrsprachigkeit ab. Der Schweizer Semi Eschmamp konnte die Jury mit seiner surrealen Erzählung «Ist Realität selbst da, wo sie nicht hingehört?» hingegen nicht für sich gewinnen.

Bei den 48. Tagen der deutschsprachigen Literatur sind insgesamt 14 Autorinnen und Autoren im Rennen um Hauptpreis, der nach der österreichischen Literatin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt ist. An den ersten zwei Tagen des Wettlesens ernteten unter anderem Henrik Szanto und Tijan Sila großes Lob von der Jury.

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