Ein Auszubildender als Industriemechaniker richtet eine Fräsmaschine ein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Arnold/dpa)

Im zweiten Corona-Jahr hat sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in Deutschland wieder ein bisschen verbessert, allerdings liegt die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverträge weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau.

Wie ein am Mittwoch veröffentlichter Bericht des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt, ist zudem die Nachfrage nach Ausbildungsstellen weiter gesunken, immer mehr Plätze bleiben unbesetzt.

2021 wurden demnach insgesamt 473.100 neue Ausbildungsverträge geschlossen. Das waren 5600 mehr als 2020, aber immer noch 52.000 weniger als 2019. Zugrunde liegen nach Angaben des Instituts eigene Erhebungen über neu abgeschlossene Verträge zum Stichtag 30. September und die Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA). Das Angebot an Ausbildungsstellen stieg demnach im laufenden Jahr um 8800 auf 536.200, lag aber ebenfalls deutlich unter dem Niveau von 2019 (578.200).

Nachfrage passt nicht zum Angebot

Ungebrochen ist der Trend, dass Unternehmen und junge Menschen Probleme haben, zueinander zu finden. 63.200 Ausbildungsstellen blieben 2021 demnach unbesetzt (plus 3200). Die Nachfrage nach Stellen – das beinhaltet Bewerber mit abgeschlossenem Vertrag und diejenigen, die zum 30. September noch keinen Erfolg hatten – ging um 4800 auf 540.900 zurück. Nach BIBB-Angaben erreichte die Zahl einen Tiefstand seit 1992, als erstmals Daten für das wiedervereinigte Deutschland vorlagen.

Die «Passungsprobleme» auf dem Ausbildungsmarkt zu verringern sei die zentrale Herausforderung, hieß es. BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser sagte, der Rückgang auf der Nachfrageseite bereite ihm große Sorgen. Das Interesse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der dualen Berufsausbildung lasse weiter nach. «Und da, wo heute die Auszubildenden fehlen, fehlen morgen die Fachkräfte.»

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, sagte am Mittwoch, das Handwerk brauche dringend mehr Fachkräftenachwuchs. «Es muss Politik wie Wirtschaft gleichermaßen gelingen, wieder mehr junge Menschen von den hoch attraktiven Berufs- und Karrierechancen im Handwerk zu überzeugen.» Die ambitionierten politischen Ziele im Bereich der digitalen und der ökologischen Transformation, wie energetische Gebäudesanierung, smarte Gebäudesteuerung, der Ausbau der Elektromobilität, ließen sich nur mit einer ausreichenden Zahl von beruflich qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern umsetzen.

Mehr Anstrengungen nötig

Gewerkschaften forderten mehr Engagement von der Wirtschaft und riefen die Bundesregierung dazu auf, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Ausbildungsgarantie zügig auf den Weg zu bringen. «Wir brauchen stärkere Anstrengungen, damit die zarte Erholung keine Eintagsfliege bleibt», sagte die Vizevorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack, dem «Handelsblatt».

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, berichtete von einem neuen Tiefstand der Ausbildungsquoten in der Metall- und Elektroindustrie. «Es wurden über 10.000 Ausbildungsplätze weniger gegenüber dem Vorjahr registriert. Fachkräftesicherung geht anders!»

In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich die Ampel-Parteien für eine Ausbildungsgarantie ausgesprochen. Die Gewerkschaften fordern dies schon lange und verweisen dabei auf Österreich. Dort wird allen Jugendlichen, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden, ein außerbetrieblicher Ausbildungsplatz zugesichert.

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