Im dritten Anlauf triumphierte RB Leipzig beim Pokalfinale in Berlin. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Voller Stolz rannten die Spieler von RB Leipzig vor die Fankurve und präsentierten ihren Anhängern die erkämpfte Trophäe. 13 Jahre nach ihrer Vereinsgründung haben die Sachsen den ersehnten ersten Titel gewonnen – für den Trainer gab es noch im Presseraum die erste Bierdusche.

«Große Freude» und «große Erleichterung» verspürte Coach Domenico Tedesco nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen den SC Freiburg im DFB-Pokal-Finale am Samstag im Berliner Olympiastadion. In Unterzahl hatten sich die Leipziger gegen die drohende dritte Final-Niederlage innerhalb von vier Jahren gestemmt – und nach kämpferischer Leistung vom Punkt aus dann auch Nervenstärke gezeigt.

«Es ist ein unglaublich schöner Moment», sagte der Kapitän des Fußball-Bundesligisten, Péter Gulácsi. Der Torhüter war schon 2019 und 2021 dabei, als RB in den Endspielen gegen den FC Bayern München und Borussia Dortmund verlor. Auch diesmal sah es nach dem Rückstand durch Maximilian Eggestein (19. Minute) und der Roten Karte gegen Marcel Halstenberg (57., Notbremse) nach einer Enttäuschung für RB aus. Doch dann traf Christopher Nkunku (76.) zum Ausgleich. «Der Teamspirit, den wir heute gezeigt haben, war außergewöhnlich», sagte Gulácsi. Im Elfmeterschießen verwandelten alle Leipziger sicher, die Freiburger Christian Günter und Ermedin Demirovic vergaben.

Jubel von Notfall unterbrochen

Der Jubel der Sachsen wurde unterbrochen, als ein Mann kurz nach dem Spiel nahe der Fotografentribüne reanimiert werden musste. Fast 20 Minuten herrschte gespenstische Atmosphäre im weiten Rund, ehe vorsichtige Entwarnung folgte: Der Patient sei «stabil», verkündete der Stadionsprecher. Ein Krankenwagen brachte ihn unter Applaus der Zuschauer aus dem Stadion – die Feierlichkeiten rollten wieder an.

«Gute Besserung für die Person, wir haben nicht gesehen, wer es war», sagte Gulácsi. «Das überschattet alles ein bisschen, doch wir freuen uns extrem auf den Pokal, für die Stadt, unseren Verein und unsere Fans.» Die Leipziger hatten wegen ihrer Entstehungsgeschichte mit Geldgeber Red Bull im Rücken insbesondere in den Tagen vor dem Finale wieder viel Kritik aus der aktiven Fanszene einstecken müssen. Nun gelte aber «der Fokus einer richtig geilen Party», betonte Club-Boss Oliver Mintzlaff bei Sky. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt im Alten Rathaus fährt der Pokalsieger an diesem Sonntag mit einem offenen Truck zur Festwiese vor der Leipziger Red-Bull-Arena.

Trainer Tedesco, der bei der anschließenden Pressekonferenz von seinen Spielern mit Bier überschüttet wurde, kündigte scherzhaft eine Revanche an. Bei der nächtlichen Party wollte der 36-Jährige aber erstmal «ein Glas Rotwein in der Ecke» trinken.

Bei Streich überwiegt der Stolz

Eine große Feier steht am Sonntagabend auch in Freiburg an. Eine «wahnsinnig tolle Saison» habe sein Team gespielt, lobte Trainer Christian Streich. Dass es nach der verpassten Champions-League-Qualifikation am Ende auch nicht zum ersten Pokalsieg reichte, werde am Sonntag wohl «brutal weh tun» und am Montag «nochmal mehr», prophezeite der 56 Jahre alte Coach. Am Samstagabend überwog bei ihm aber der Stolz.

Streich wirkte regelrecht geplättet mit Blick auf die Unterstützung der SC-Fans, die ihr Team und den Trainer nach dem Abpfiff noch minutenlang bejubelt und zuvor schon den ganzen Tag gefeiert hatten. «Es war so toll mit den Leuten, was hier alles abgegangen ist», sagte Streich. «Wie sich die Fans aufgeführt haben in der Stadt – 30 000 und total friedlich. Wenn wir das bewahren könnten in diesem Verein, das wäre mein größter Wunsch. Da verzichte ich auch gerne auf einen Pokalsieg, auch wenn es mir schwerfällt.»

Von Christoph Lother, Frank Kastner und David Langenbein, dpa

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