Sänger Alexander Klaws seine Frau Nadja bei der Premiere in Hamburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Georg Wendt/dpa)

Zauberstäbe wirbeln durch die Luft, Dementoren schweben durch den Saal, und Zauberer werden von Bücherregalen verschlungen: In Hamburg ist seit Sonntag das coronabedingt mehrfach verschobene Theaterstück «Harry Potter und das verwunschene Kind» zu sehen.

Unter den Besuchern der Premieren-Feier im Mehr!-Theater am Großmarkt waren prominente Gäste wie der Sänger Alexander Klaws und die Schauspieler Sky du Mont, Bettina Zimmermann und Wayne Carpendale. Letzterer kam mit seiner Frau, der Moderatorin Annemarie Carpendale. Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) besuchte die Vorstellung mit seiner Frau.

Das Publikum war begeistert, klatschte als hätte es sich den Applaus fast zwei Jahre lang aufgespart. Immer wieder gab es Szenenapplaus und Jubelrufe, besonderes für die wundervoll inszenierte Magie auf der Bühne.

«Ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind, wenn ich ehrlich bin. Ich habe die Bücher geliebt», sagte Schauspieler Jo Weil kurz vor dem Beginn der Aufführung. Nachrichtenmoderator Ingo Zamperoni zeigte sich bei der Premiere ebenfalls als Harry-Potter-Fan: «Ich habe alle Bände mit meinen Kindern gelesen. Wir waren auch in London in den Studios.» Die Abenteuer und Geschichten seien Teil seines Vaterseins.

Erstaufführung war für März 2020 geplant

Viele Fans hatten die Premiere lange herbeigesehnt – ursprünglich war die deutschsprachige Erstaufführung für März 2020 geplant. Doch die Corona-Pandemie machte die Pläne zunichte. Erst im vierten Anlauf hat es nun geklappt. Die Aufführung am Sonntag fand – wie zunächst alle kommenden Vorstellungen – unter 2G-plus-Bedingungen statt – mit Test für die geimpften oder genesenen Besucher und auch Maskenpflicht.

Das Warten hat sich aber gelohnt: Was die Macher des Theaterstücks auf die Bühne gebracht haben, ist eine Meisterleistung. Das beginnt bei den Schauspielern, die als Einheit und mit bis in die Fingerspitzen perfekt sitzenden Bewegungen Magie entstehen lassen. Zeitlupen-Choreographien, Kämpfe von durch die Luft geschleuderten Zauberern, von Telefonzellen eingesaugte Körper, fliegende Gegenstände – die Augen wissen gar nicht, wo sie hinschauen sollen.

Fast sechsstündige Zaubershow

Denn auch die Bühnentechnik ist voller Wunder. Die Bühne verwandelt sich vor den Augen der gut 1600 Zuschauer im Minutentakt in andere Orte – ohne, dass von einem Bühnenumbau etwas zu spüren wäre. Ob Hogwarts, Zauberministerium, Eulerei, das Haus der Dursleys, der Hogwarts-Express oder die Mädchentoilette mit der maulenden Myrte. Alles fließt ineinander, wird in die Szenen verwebt. Beeindruckende Lichteffekte visualisieren Zeitreisen, Zauberschüler tauchen Richtung Saaldecke durch einen See und trinken Vielsafttrank, der sie auf der Bühne in andere Menschen verwandelt.

Das zweiteilige Theaterstück ist wie eine fast sechsstündige Zaubershow, die sich in dieser zunächst lang erscheinenden Zeit aber immer wieder toppt. Von Langeweile oder Längen keine Spur. Gleichzeitig steht die Magie nicht aufdringlich oder alles andere überstrahlend im Vordergrund. Sie passiert einfach. Die ganze Zeit. Als wäre sie das normalste auf der Welt. Was sie im Harry-Potter-Universum ja auch einfach ist.

In «Harry Potter und das verwunschene Kind» ist der Zauberlehrling (Markus Schöttl) erwachsen. Er ist verheiratet mit Ginny (Sarah Schütz) und hat drei Kinder – Lilly, James und Albus. Und natürlich ist er immer noch mit Ron (Sebastian Witt) und Hermine (Rose Anthony) befreundet, die zwei Kinder miteinander haben.

Achte Geschichte zu Harry Potter

Im Mittelpunkt der achten Geschichte zu Harry Potter von der britischen Autorin Joanne K. Rowling steht der Konflikt zwischen Vater und Sohn. Albus (Vincent Lang) fühlt sich unverstanden und allein. Einen guten Freund findet er ausgerechnet in Scorpius (grandios: Mathias Reiser), dem Sohn von Draco Malfoy (Alen Hodzovic).

Gemeinsam wollen sie einen Fehler von Harry Potter mit einem gestohlenen Zeitumkehrer ausradieren und Cedric Diggory beim Trimagischen Turnier das Leben retten. Doch damit setzen sie Ereignisse in Gang, die eine düstere Zukunft nach sich ziehen.

Die 35-köpfige Schauspielriege beeindruckt auch jenseits der Magie auf der Bühne. Ähnlichkeiten mit den Charakteren – es gibt 100 verschiedene Perücken und 560 Kostüme – sowie Szenen aus den Potter-Filmen dürften die Herzen der Fans höher schlagen lassen. Wenn beispielsweise die maulende Myrte grau und motzig an ihrem Wasserbecken flirtet, kann man glatt vergessen, dass man im Theater und nicht im Kino sitzt.

Die Abenteuer des Zauberlehrlings mit der blitzförmigen Narbe auf der Stirn und seinen Freunden sowie das Universum rund um die Zauberschule Hogwarts haben in den vergangenen 24 Jahren mehrere Generationen in ihren Bann gezogen. Das erste Buch – «Harry Potter und der Stein der Weisen» – erschien im Sommer 1997, es folgten sechs weitere. Vor 20 Jahren flimmerte der erste Kinofilm über die Leinwand und das Theaterstück «Harry Potter and the Cursed Child» wurde im Sommer 2016 in London uraufgeführt. Zeitgleich erschien das Buch als Theaterskript, quasi als achtes Potter-Buch.

Von Christiane Bosch und Julian Weber, dpa

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