Schwarz war für Pierre Soulages keine Farbe, sondern Licht, mit dem er malte. Bis zuletzt stand der französische Künstler vor der Leinwand. Im Alter von 102 Jahren ist der Maler, der als Magier der Farbe Schwarz galt, gestorben. Das teilte die Stadtverwaltung seines südfranzösischen Geburtsorts Rodez am Mittwoch mit. Der Nachwelt hinterlässt Soulages ein umfassendes Werk, das aus mehr als 1500 Gemälden bestehen soll sowie aus mehreren Hundert grafischen Arbeiten.
Seine minimalistisch-gestischen Gemälde in Schwarz haben Soulages schon früh international bekannt gemacht. Im Jahr 1948 waren seine Kompositionen in der ersten Ausstellung französischer Maler in Deutschland zu sehen. 1955 nahm er an der ersten documenta in Kassel teil und seine ersten Retrospektiven in internationalen Museen fanden bereits in den 60er Jahren statt.
Die Bedeutung von Licht
Während er anfänglich noch die Farbe Schwarz benutzte, um durch sie den Lichteffekt von Weiß und anderen Farben zum Ausdruck zu bringen, begann er ab 1979 die Leinwand ganz mit Schwarz zu bedecken und die Farbe zur Reflexion des Lichts zu nehmen. Überdimensionale Triptychen und Polyptychen sind entstanden, bei denen die Struktur der dick aufgetragenen schwarzen Farbpaste das Licht moduliert.
«Outrenoir», jenseits von Schwarz, nannte er diese Kompositionen, die seitdem seine Arbeit bestimmten. Das sei nicht einfach schwarze Farbe, das sei Licht, mit dem er male, sagte Soulages der Deutschen Presse-Agentur einmal. Dadurch machte er das Licht zum festen Bestandteil seines Werkes.
Soulages wurde am 24. Dezember 1919 in Rodez im Süden Frankreichs als Sohn eines Kutschenbauers geboren. Seiner Geburtsstadt hat er noch zu Lebzeiten mehr als 500 Werke überlassen, die heute teilweise in dem 2014 eröffneten Soulages-Museum zu sehen sind.