Daniel Hug (r) ist Direktor der der Art Cologne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)

In einem schwarzen, schweren Rahmen hängt sie da, gar nicht mal so groß. Aber sie wirkt. Vor dem Gemälde, auf dem Pablo Picasso (1881-1973) seine damalige Lebensgefährtin Françoise Gilot verewigte, bleibt fast jeder stehen, der auf dem samtweichen Teppichboden durch die Halle 11.1 der größten deutschen Kunstmesse Art Cologne schlendert.

Galerist Daniel von Schacky weiß dazu die süffigen Details aus der Beziehung Gilots zum Maler zu liefern: «Sie ist tatsächlich auch die einzige Frau, die ihn verlassen hat.» Meistens war es ja andersrum. Das allein vermag den aufgerufenen Preis von zwei Millionen Euro allerdings kaum zu erklären.

Schauen und kaufen, auch oben im Regal – dafür steht die Art Cologne, die einst aus dem «Kölner Kunstmarkt» hervorging. Zweieinhalb Jahre war das wegen Corona aber nicht möglich. Mehrmals musste die Messe nach der letzten Ausgabe im April 2019 verschoben werden. Am Mittwoch hat sie nun wieder eröffnet. Und die Galeristinnen und Galeristen sind erleichtert, wieder unter Leute zu kommen. «Man braucht die Originale, man braucht das Adrenalin, die Kunst zu sehen», sagt Gianfranco Schiavano von der Häusler Contemporary Galerie.

Genug von Online-Bildern

Ein Picasso sei ikonisch, erklärt auch Daniel von Schacky – den erkenne man aus 100 Kilometern Entfernung. So etwas nur im Internet anzuschauen, sei einfach nicht dasselbe. Bei Sammlern habe eine Online-Sättigung eingesetzt. «Das ist nicht die Erfahrung der Kunst für sie: Irgendwelche Bildchen auf dem Bildschirm zu sehen. Die sagen: Ich bin doch hier nicht bei Amazon, ich will doch nicht irgendwas bestellen.» Zugleich habe der Lockdown auch Kauflust geweckt. Nach der langen Zeit in den eigenen vier Wänden hätten Kunden zu ihm gesagt: «An der Wand fehlt noch ein Bild. Was hast du?»

Das ist der Sound, der auch dem Art-Cologne-Direktor Daniel Hug, gefallen dürfte. Zur Eröffnung referiert er die Zahlen: Rund 150 Galerien und Händler aus mehr als 20 Ländern seien dabei. Das Interesse? Demnach so groß wie vor der Pandemie. «Wir haben die Messe ja dreimal verschieben müssen. Die Galerien, die bereits zugelassen waren, hatten darum die Möglichkeit, von ihrer Zusage zurückzutreten. Davon haben wirklich nur sehr wenige Gebrauch gemacht», sagt Hug.

Eine konkrete Prognose, wie viele Besucher bis zum Sonntag kommen werden, lässt sich der Direktor gleichwohl nicht entlocken. 2019 waren es rund 57.000 Menschen. «Es werden sicherlich weniger Besucher werden als in den Jahren zuvor», sagt Hug. Die Liste der Highlights lässt sich allerdings gut lesen: Neben Picasso hängt ein Bild von August Macke, das seit 1968 nicht mehr öffentlich zu sehen war. An anderen Ständen sind Werke von Andy Warhol und Georg Baselitz zu betrachten. Hinzu kommen etablierte Lichtkünstler wie James Turrell, oder auch junge Talente wie Conny Maier.

Es gilt die 3G-Regel

Wer kommt, muss wegen der Pandemie auf den Gängen – die verbreitert wurden – Maske tragen. Es gilt zudem die 3G-Regel: Zutritt haben nur Geimpfte, Genesene oder Getestete. Der erste Eindruck ist, dass es dem recht distinguierten Kunstkenner-Publikum nicht schwer fällt, notfalls etwas Abstand zu halten. Ekstatische Szenen, wie sie in Köln vor einer Woche zu sehen waren – Stichwort: Karnevalsbeginn – sind auf der Art Cologne nicht zu befürchten. Auch wenn es durchaus Alkohol gibt. Eine Flasche Champagner kostet am Stand 95 Euro.

Also alles wie vorher? Nein, so ist es auch nicht, sagen die meisten. Die Pandemie habe den Kunstmarkt digitaler gemacht, sagt die Direktorin der Berliner König Galerie, Anneli Botz. «Dass man ständig unterwegs war und dass die Kunstwerke ständig hin und her geschifft wurden», das sei nicht mehr so nötig. Mit Blick auf den Klimawandel sei das eine gute Entwicklung. Auch die Nachfrage nach digitaler Kunst sei enorm, weil nun mehr Verständnis dafür da wäre.

«Sie glauben gar nicht, wie viele Podcasts es jetzt aus unseren Reihen gibt und die Social-Media-Kanäle werden sehr viel selbstverständlicher von uns genutzt», sagt auch Karin Schulze-Frieling vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG). Im Lockdown sei auch gearbeitet worden, nur eben anders – mitunter auch gar nicht mal so digital. «Zum Teil so wie früher, mit dem Telefon in der Hand», sagt Schulze-Frieling. Man habe die Sammler schlicht angerufen.

Von Luise Evers und Jonas-Erik Schmidt, dpa

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