Barry Manilow lässt die deutsche Vokalgruppe Comedian Harmonists in New York wieder auferstehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Greg Allen/Invision/AP/dpa)

Der Broadway ist es nicht. Das «National Yiddish Theatre Folksbiene» liegt rund sieben Kilometer südlich des  New Yorker Theaterviertels an der Südspitze Manhattans in einem Holocaust-Museum und hat eine eher kleine Bühne.

Für «Harmony» aber, ein Musical von Musiker Barry Manilow über die Geschichte der Comedian Harmonists, passen Rahmen und Kontext.

Seit Jahrzehnten arbeitet Manilow, der sonst eher für Schnulzenschlager wie «Mandy» oder «Can’t Smile Without You» bekannt ist, an dem Musical. 1997 hatte es in Kalifornien Premiere gefeiert, war später noch in Atlanta und Los Angeles aufgeführt worden und sollte nun schon längst auch in New York zu sehen sein, aber die Corona-Pandemie verschob das Projekt immer weiter nach hinten.

Zuschauer müssen Maske tragen

Die Pandemie hält an, alle Besucher müssen einen Impf-Nachweis vorzeigen und Maske tragen, und eine Corona-Infektion verhinderte sogar den Besuch von Manilow selbst bei der Premiere – aber das Stück läuft nun in New York und soll noch bis zum 8. Mai zu sehen sein. «Zieht eine Schutzmaske über und schaut euch die Show an!», forderte Manilow seine Fans auf.

«Harmony: A New Musical», geschrieben von Manilow gemeinsam mit Bruce Sussman, erzählt die Geschichte der legendären deutschen Vokalgruppe Comedian Harmonists. Es beginnt mit einem Auftritt der sechs Mitglieder des deutsch-jüdischen A-Capella-Ensembles in der New Yorker Carnegie Hall 1933, geht dann zurück und erzählt die Geschichte der Gruppe von der Entstehung in den 1920er Jahren an.

Dabei stellt das Stück auch die Frage: Was wäre, wenn die Band nach dem Auftritt in der Carnegie Hall nicht zurück nach Deutschland gegangen, sondern in den USA geblieben wäre? Wäre dann eine lange Weltkarriere unter anderem an der Seite von Star-Diva Josephine Baker möglich gewesen? Eine entsprechende Musik-Einlage bleibt ein Traum. Die Mitglieder entschieden sich für die Rückkehr nach Deutschland, wo ihnen gemeinsame Auftritte von den Nationalsozialisten schon bald untersagt wurden. Einige Bandmitglieder flohen ins Ausland, alle überlebten die Zeit des Nationalsozialismus. Als letztes Gründungsmitglied starb Roman Cycowski – der in dem Stück, gespielt von Chip Zien, als Erzähler fungiert – 1998 in Kalifornien.

Slapstick-Komik

Die Geschichte der Comedian Harmonists fasziniert Millionen Menschen weltweit bis heute – und wurde schon vielfach in Büchern, Filmen und Bühnenstücken verarbeitet. In Deutschland hat vor allem der Film «Comedian Harmonists» von Joseph Vilsmaier aus dem Jahr 1997 Erfolge gefeiert. Auf auch daraus bekannte Klassiker wie «Mein kleiner grüner Kaktus» oder «Veronika, der Lenz ist da» müssen Zuschauer des Manilow-Musicals verzichten – der deutsche Sprachwitz übersetzt sich nicht so einfach ins Englische. Stattdessen arbeitet Manilow mehr mit Akrobatik-Slapstick-Komik und lässt die Comedians beim Singen Teller werfen oder wild herumspringen.

Bei vielen Zuschauern kommt das gut an, das Stück ist meist ausverkauft und wird mit Standing Ovations gefeiert. Auch die «New York Times» sprach von einer «nicht perfekten», aber «sehr berührenden Show».

Von Christina Horsten, dpa

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