Viele Menschen kennen Matthias Brandt (60) aus seinen «Polizeiruf»-Krimis – oder sie haben dessen Bücher «Blackbird» oder «Raumpatrouille» gelesen. Nun ist der Schauspieler erstmals seit Jahren wieder in einer Theaterinszenierung zu sehen.
Am Berliner Ensemble feierte am Freitagabend «Mein Name sei Gantenbein» Premiere. Vorlage ist der Roman von Max Frisch (1911-1991).
In der Theaterfassung wird daraus allerdings ein Monolog: Brandt steht also ganz alleine auf der Bühne, umrandet von einem Leuchtrahmen. In den rund zwei Stunden schlüpft er in verschiedene Rollen. In die Figur Gantenbein zum Beispiel, die vorgibt, blind zu sein. Oder andere Personen, die der Erzähler erfindet.
Letztlich geht es um die große Frage nach Identität. Was genau sind wir eigentlich? Und wie konstruieren wir unser Ich? «Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält», heißt es im Roman. Auch Brandt sagt diesen Satz. Der 60-Jährige spielt die Figuren mit Einfühlungsvermögen zwischen Witz und Verzweiflung. Verkleidet sich und schreit irgendwann: «Wann werden die Aschenbecher geleert?»
Der Abend changiere zwischen mehreren Figuren, schrieb Intendant Oliver Reese vorab, der auch Regie führt. Er sprach von einer Bandbreite von scheinbarer Souveränität am Anfang bis hin zum kompletten Riss einer Persönlichkeit. «Das in aller Härte und Hässlichkeit zu spielen, das würde man diesem schrecklich sympathischen Schauspieler vielleicht so gar nicht zutrauen.»
Nach Angaben des Theaters ist Brandt nun erstmals seit rund 20 Jahren wieder in einer Inszenierung auf einer Bühne zu sehen. Der Schauspieler – Sohn des früheren Kanzlers Willy Brandt – bekam am Ende viele «Bravo»-Rufe. Ein Abend – wie ein Sturz «durch alle Spiegel». «Ein Mann hat eine Erfahrung gemacht, jetzt sucht er die Geschichte dazu», heißt es im Roman. «Man kann nicht leben mit einer Erfahrung, die ohne Geschichte bleibt.»