Die Schauspielerin Meltem Kaptan (42) ist als beste Darstellerin für den Europäischen Filmpreis nominiert worden. Die Comedienne ist für ihre Rolle in Andreas Dresens Film «Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush» vorgeschlagen. Darin spielt sie die Mutter des langjährigen Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz. Die Europäische Filmakademie gab die Nominierungen am Dienstag bekannt.
Kaptan, die in Köln lebt, hatte für die Rolle bereits eine Auszeichnung bei der Berlinale und einen Deutschen Filmpreis gewonnen. Ihre Figur kämpft im Film um die Freilassung ihres Sohnes aus dem US-amerikanischen Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba.
Wenn nun der Europäische Filmpreis verliehen wird, gehen noch vier weitere Frauen ins Rennen um die Auszeichnung. Nominiert sind der spanische Hollywoodstar Penélope Cruz («Parallele Mütter»), die Französin Léa Seydoux («An einem schönen Morgen»), die luxemburgische Darstellerin Vicky Krieps («Corsage») und die iranische Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi («Holy Spider»).
«Triangle of Sadness» mit vier Nominierungen
Als bester europäischer Film sind fünf Titel vorgeschlagen. Dazu gehört die Satire «Triangle of Sadness», die in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatte. Der dänische Filmemacher Ruben Östlund erzählt darin von einer Luxuskreuzfahrt, die anders endet als geplant. Der Film kommt auf derzeit vier Nominierungen.
Ebenfalls viermal nominiert sind das Jugenddrama «Close» von Lukas Dhont und der im Iran spielende Thriller «Holy Spider» von Ali Abbasi. Beide Titel sind unter anderem als bester Film vorgeschlagen, ebenso wie das Historiendrama «Corsage». Die Österreicherin Marie Kreutzer setzt sich darin mit Kaiserin Sisi auseinander. Ins Rennen geht auch «Alcarràs – Die letzte Ernte». Regisseurin Carla Simón erzählt darin von Pfirsichbauern in Spanien.
«Im Westen nichts Neues» ohne Chancen
Als beste Darsteller sind Zlatko Burić («Triangle of Sadness»), Pierfrancesco Favino («Nostalgia»), Elliott Crosset Hove («Godland»), Eden Dambrine («Close») und Paul Mescal («Aftersun») nominiert.
Für das Antikriegsepos «Im Westen nichts Neues» – die deutsche Hoffnung fürs Rennen um den Auslandsoscar – gab es in den Hauptkategorien keine Nominierung. Weitere Nominierungen etwa für Kamera, Schnitt, Kostümdesign und visuelle Effekte sollen in zwei Wochen (23. November) bekanntgegeben werden.
Der Europäische Filmpreis wird dann am 10. Dezember im isländischen Reykjavik verliehen. Die rund 4400 Mitglieder der Europäischen Filmakademie stimmen über viele Preisträgerinnen und Preisträger ab, ähnlich wie bei den Oscars in den USA. Im vergangenen Jahr war das Drama «Quo Vadis, Aida?» über das Massaker in Srebrenica als bester europäischer Film des Jahres ausgezeichnet worden.
Drei Ehrungen für dieses Jahr stehen bereits fest. Die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta («Hannah Arendt») soll für ihr Lebenswerk ausgezeichnet werden, der Italiener Marco Bellocchio («Il Traditore») für innovatives Storytelling und der palästinensische Regisseur Elia Suleiman («Vom Gießen des Zitronenbaums») für sein Engagement für das Weltkino.