Malaika Mihambo wartete Arm in Arm mit ihrem Trainer Uli Knapp auf die Weite ihres letzten Sprungs und lächelte in die Kamera.
Gold und den erneuten WM-Titel im Weitsprung hatte die Olympiasiegerin da bereits sicher, es ging nur noch um die Weltjahresbestleistung und ihre eigenen Ansprüche. «Ich wäre gern weiter gesprungen, weil ich weiß, dass ich mehr drauf habe», sagte sie der ARD nach ihrem Satz auf 7,12 Meter. «Heute geht es auch nur um den Titel. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich gern meines Bestes gebe.» Die gelungene Titelverteidigung konnte sie zu diesem Zeitpunkt «noch gar nicht so sehr einordnen».
Nach EM-Gold 2018, dem WM-Gold 2019 und dem Olympiasieg in Tokio 2021 ist dies nun der vierte große Titel ihrer Karriere. Als zweifache Weltmeisterin zieht die 28-Jährige mit ihrem Vorbild Heike Drechsler gleich, die 1983 und 1993 WM-Gold holte. Ese Brume aus Nigeria sicherte sich Silber mit 7,02 Metern. Bronze ging an die Brasilianerin Leticia Oro Melo, deren erster und einziger gültiger Sprung mit 6,89 Metern dafür reichte.
Zweiter Podestplatz für deutsches Team
Nach Bronze für die 4×100-Meter-Staffel der Frauen war Mihambos Titel der erst zweite Podestplatz für den Deutschen Leichtathletik-Verband bei der ersten WM in den USA – dabei blieb es zum Abschluss auch.
Nach zwei ungültigen Versuchen musste Mihambo zunächst darum bangen, überhaupt unter die besten acht Springerinnen des Finales zu kommen und die drei weitere Sprünge absolvieren zu dürfen. Nach 6,98 Metern im dritten Versuch durfte sie erst einmal aufatmen und rückte damit zwischenzeitlich auch prompt auf Rang zwei vor. «Da ist immer Drama dabei. Ich wusste, dass der dritte einfach sitzen muss – egal, ob Brett oder nicht, Hauptsache gültig», berichtete sie.
Im vierten Sprung gelang ihr schon ein Satz auf 7,09 Meter, mit dem sie die Führung übernahm. Der letzte Versuch brachte dann die Siegesweite – wie vor einem Jahr in Tokio. Dieses Mal hatte sie den Titel vor dem Sprung allerdings schon sicher. «Ich habe eigentlich nicht an mir gezweifelt, ich habe mich beruhigt. Ich traue mir das einfach zu, auch in solchen Krisensituationen da zu sein», sagte sie. Die 7,12 Meter waren am Ende ein Zentimeter weniger als die Weltjahresbestleistung der Australierin Brooke Buschkuehl, die mit 6,87 Metern Fünfte wurde.
Mihambo mit verbesserter Sprinttechnik
In dieser Saison war Mihambo zuvor nur einmal über die sieben Meter gesprungen. Gleich zum Start gelangen ihr in Birmingham 7,09 Meter. Auf dem Weg zu WM und EM war die Sportlerin von der LG Kurpfalz bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Berlin zum sechsten Mal Champion geworden und hatte das Projekt Titel-Triple erfolgreich gestartet, an die Sieben-Meter-Marke war sie da aber mit ihrem besten Satz auf 6,85 Meter noch nicht wieder heran gekommen. In der Qualifikation in Eugene war sie bei ihrem einzigen Sprung nach 6,84 Metern gelandet und hatte damit die zweitbeste Weite.
Im Gegensatz zum Olympia-Jahr passt bei Mihambo in dieser Saison der Anlauf wieder. «Der Anlauf ist wesentlich stabiler. Ich fühle mich sicherer, ich bin schneller, die Sprinttechnik ist wieder besser», sagte sie vor der WM. «Von daher sieht es auf jeden Fall besser aus als letztes Jahr.» Die Geschwindigkeiten sind ähnlich hoch wie 2019 – und damals wurde sie in Doha mit starken 7,30 Metern Weltmeisterin.