Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia rechnet 2023 wegen der stark gestiegenen Energiepreise mit erheblichen Problemen für viele Mieter bei den Nebenkosten.
Er mache sich «extreme Sorgen» über die Abrechnungen für 2022, die 2023 fällig werden, sagt Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2021. «Wir müssen jetzt alle sensibilisieren, dass hier eine Riesen-Problemflutwelle auf uns zukommt.»
Unterstützung aus der Politik gefordert
Bis dahin müsse man sich damit beschäftigten, wie man konkret damit umgehe. «Wie können wir zum Beispiel mit Stundungen und Ratenzahlungen in 23 helfen?», sagte Buch weiter. Er glaube aber, das sei alleine von Mietern und Vermietern nicht zu stemmen. «Sondern es bedarf hier nochmal einer intensiven Unterstützung der Politik und zwar nicht nur für eine kleine Gruppe, sondern wahrscheinlich für eine ganz große Gruppe von Menschen.»
Vonovia ist Deutschlands größter Wohnungskonzern. In Deutschland, Schweden und Österreich vermietet das börsennotierte Unternehmen mehr als 565.000 Wohnungen, davon mehr als 505.000 allein hierzulande. In Deutschland wohnte 2020 knapp die Hälfte der Bevölkerung zur Miete.
Preissteigerungen für viele nicht tragbar
«Rund zwei Drittel der Wohnungen, die wir haben, werden mit Gas geheizt», sagte Buch weiter. Für Vonovia als Vermieter seien die Heizkosten zwar ein Durchlaufposten, ihr Anteil an der Nebenkostenabrechnung liege aber bei 30 Prozent. Unter den Vonovia-Mietern seien Familien, Senioren, Alleinerziehende und Berufsanfänger, «die finanziell oft wenig Spielraum haben». Deshalb sei es Aufgabe als Vermieter, auf das Problem hinzuweisen. Den Mietern habe man dringend empfohlen, die monatlichen Vorauszahlungen anzupassen. «Ich bin aber dennoch überzeugt, dass die Preissteigerungen für viele Haushalte nicht ohne weitere staatliche Unterstützung tragbar sein werden», sagte er weiter.
Nach Zuwächsen bei Umsatz und operativem Ergebnis 2021 will Vonovia auch im laufenden Jahr deutlich zulegen. Dazu beitragen soll neben höheren Mieteinnahmen vor allem die im vergangenen Jahr vollzogene Übernahme des Branchenrivalen Deutsche Wohnen. Bei Umsatz und operativem Ergebnis werde ein Wachstum von mehr als 20 Prozent erwartet, sagte Buch.
Vonovia mit über 2 Milliarden Euro Gewinn
Das operative Ergebnis soll demnach 2022 auf 2,0 bis 2,1 Milliarden Euro steigen, wie das Dax-Unternehmen mitteilte. Der Umsatz soll sich auf 6,2 bis 6,4 Milliarden Euro erhöhen. Im vergangenen Jahr war der operative Gewinn im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro gestiegen. Die Erlöse kletterten um rund 19 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro.
Die Miete erhöhte sich im Schnitt auf 7,33 Euro pro Quadratmeter – das waren 2,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Die Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können die Konzerne teilweise auf die Miete umlegen. Die Dividende soll 1,66 Euro je Aktie betragen.
Der Deutsche Mieterbund äußerte sich anlässlich der Geschäftszahlen kritisch. «Nach wie vor zahlen die Mieterinnen und Mieter die immensen Gewinne und Dividenden», sagte der Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes NRW, Hans-Jochem Witzke, laut einer Mitteilung. Es könne nicht sein, dass den Aktionären des Wohnungskonzerns die Dividende quasi garantiert werde, während Mieterinnen und Mieter mit immer weniger bezahlbaren Mieten zu kämpfen hätten.