Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn ging am Wochenende unvermindert weiter. Reisende mussten sich erneut auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen.
In Thüringen und Sachsen war es das letzte Reisewochenende vor Beginn des neuen Schuljahres an diesem Montag. Der Streikschwerpunkt liege weiter in den ostdeutschen Bundesländern sowie in einigen Metropolregionen, teilte die Bahn am Sonntag mit.
Der Konzern konnte am Wochenende eigenen Angaben zufolge das Grundangebot im Fernverkehr während des Streiks etwas aufstocken: Rund jeder dritte Fernzug sollte trotz des Arbeitskampfs fahren, hieß es. An den ersten beiden Streiktagen im Personenverkehr am Donnerstag und am Freitag war es demnach nur jeder vierte. Im Regional- und S-Bahnverkehr hatte nach Angaben des Unternehmens bundesweit unverändert rund 40 Prozent des sonst üblichen Angebots Bestand, allerdings mit regionalen Abweichungen.
Rund 7000 Lokführerinnen und Lokführer streiken
Laut einer Bahnsprecherin beteiligten sich seit Beginn des Streiks am Mittwochnachmittag bis einschließlich Sonntagmorgen insgesamt mehr als 9760 Beschäftigte an dem Arbeitskampf. Bei rund 7000 Streikenden handele es sich um Lokführerinnen und Lokführer. Die zweitstärkste Berufsgruppe im Streik ist in der Regel das Bordpersonal, also Zugbegleiter oder Beschäftigte in den Bordbistros.
Die GDL will in der laufenden Tarifrunde für weitere Berufsgruppen verhandeln, etwa für Werkstattbeschäftigte, Angestellte in der Verwaltung oder der Bahn-Infrastruktur und den Stellwerken. Laut Bahn beteiligen sich aber nur wenige Beschäftigte aus diesen Gewerken am Streik. Die GDL nennt hier deutlich höhere Zahlen.
Die Deutsche Bahn war am Donnerstag sowie am Freitag in zwei Instanzen mit einer Einstweiligen Verfügung gegen den Streik vor den Arbeitsgerichten in Frankfurt gescheitert. Sie wirft der GDL vor, mit dem Arbeitskampf auch rechtliche und politische Ziele zu verfolgen. Nach ihrem Sieg vor Gericht kündigte die GDL an, den Streik bis zum geplanten Ende am Dienstag um 2.00 Uhr fortsetzen.
Mit der dritten bundesweiten Streikrunde innerhalb weniger Wochen sind Fahrgäste erstmals auch an einem Wochenende von dem Ausstand betroffen. Reisende drängten sich nicht nur in die Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn, sondern auch in die Züge privater Anbieter sowie in Reisebusse mit innerdeutschen Zielen.
Für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen
Die GDL kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder. Mit dem auf mehr als fünf Tage angesetzten Streik in der laufenden Tarifrunde bei der Bahn will die GDL ihren Forderungen nach insgesamt 3,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 28 Monaten sowie einer Corona-Prämie von 600 Euro mehr Nachdruck verleihen.
Die Streiks starteten am vergangenen Mittwochnachmittag im Güterverkehr, dann folgte der Ausstand im Personenverkehr. Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn. Allerdings sind auch bei ihnen Einschränkungen in Folge der Streiks möglich.
Zum Streikauftakt im Güterverkehr hatte die Bahn ein verbessertes Angebot vorgelegt. Der Staatskonzern stellt unter anderem eine Corona-Prämie für 2021 von bis zu 600 Euro in Aussicht sowie eine Verkürzung der Laufzeit des Tarifvertrags von 40 auf 36 Monate. Zudem sollen die Löhne in zwei Stufen um 3,2 Prozent steigen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte dieses Angebot abgelehnt.