Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) hat die gesellschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft in Deutschland unterstrichen.
«Ich will nicht in einem Land leben, in dem Bäuerinnen und Bauern aufgeben und dann die Flächen nachher übernommen werden von irgendwelchen anonymen Investoren», sagte Özdemir bei einer Demonstration des Agrar-Bündnisses «Wir haben es satt!» in Berlin. «So gehen die Dörfer kaputt, so geht das Land kaputt.» Er betonte den Wert der Hofnachfolge – «dass die Jungen ihre Betriebe gerne übernehmen und eine Existenzgrundlage haben».
Das Bündnis «Wir haben es satt!» will einen Systemwechsel in der Landwirtschaft durchsetzen und prangert Missstände in der Ernährungsindustrie an. Laut Polizei waren die Bauern dabei am Samstag mit 25 Treckern unterwegs. Özdemir bekam von den Teilnehmern eine Stange Lauch – laut Veranstalter ein «Staffel-Lauch für die Agrarwende». In einer Protestnote forderten demnach 1500 Menschen in Kurzvideos einen schnellen Umbau der Landwirtschaft.
Die Bundesregierung müsse das Höfesterben stoppen und sicherstellen, dass alle Menschen Zugang zu gutem, pestizid- und gentechnikfrei hergestelltem Essen hätten, so das Bündnis. «Für den Klimaschutz müssen die Tierzahlen reduziert und artgerechte Tierhaltung muss ebenso wie der Ökolandbau zum Leitbild werden.»
Özdemir sagte, er könne eigentlich alles unterschreiben, aber es sei leider nicht ganz so einfach. «Es ist nicht so, dass der Bundesagrarminister einfach auf einen Knopf drückt und dann passiert es.» Demnach gehe es um die Versäumnisse der letzten Jahre. Er stärkte dem Bündnis dem Rücken: «Macht diesen Druck weiterhin!»
Den «Wir-haben-es-satt»-Protestzug durch die Hauptstadt gibt es seit Jahren, stets im Rahmen der Grünen Woche in Berlin, diesmal wegen der Pandemie in kleiner Form. Die Agrarmesse fällt 2022 coronabedingt aus.