Die Darsteller und die Crew von «Coda» nehmen den Preis für den besten Film entgegen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa)

Mit der Tragikomödie «Coda» hat erstmals eine Streaming-Produktion den Oscar als bester Film gewonnen. Insgesamt holte der Film drei Auszeichnungen, wie die US-Filmakademie in der Nacht zum Montag in Los Angeles bekanntgab.

Auch zwei Künstler aus Deutschland hatten Grund zum Jubeln: Komponist Hans Zimmer und Effektexperte Gerd Nefzer erhielten je einen Oscar. Einen Eklat verursachte Schauspieler Will Smith, als er seinem Kollegen Chris Rock auf der Bühne eine Ohrfeige gab. Rock hatte zuvor eine Bemerkung über Smiths Frau Jada Pinkett Smith gemacht. Die Filmakademie erklärte dazu später, sie dulde keine Form von Gewalt.

«Coda» ist ein US-Remake der französischen Komödie «Verstehen Sie die Béliers?». Er handelt von der 17-jährigen Ruby, die als Einzige in der Familie hören kann. Eines Tages wird sie vor die Wahl gestellt, ob sie ihre eigenen Träume als Sängerin verwirklicht oder die Erwartungen ihrer Familie erfüllt. Erstmals hat damit ein Film eines Streamingdienstes den Oscar in dieser Kategorie geholt. Der Film läuft beim Anbieter Apple TV+.

Viel zu oft übersehen

Als bester Nebendarsteller wurde der gehörlose Schauspieler Troy Kotsur geehrt. Menschen wie er würden von der Gesellschaft viel zu oft übersehen, das könnte sich nun ändern, sagte der Schauspieler später Backstage.

Die meisten Auszeichnungen gingen an das Sciene-Fiction-Epos «Dune». Ausgezeichnet wurde der Film unter anderem für die beste Filmmusik und die besten visuellen Effekte. Für Komponist Hans Zimmer und den Effektexperten Gerd Nefzer – zwei Filmschaffende, die aus Deutschland kommen – ist es jeweils der zweite Oscar. Nefzer bedankte sich bei dem «unglaublichen» Regisseur Denis Villeneuve: «Er ist ein großartiger Kerl und ich liebe ihn sehr», sagte er. Zimmer, der derzeit durch Europa tourt, feierte in einer Hotelbar in Amsterdam und twitterte ein Video von dort.

Der Western «The Power of the Dog» von Jane Campion, der mit zwölf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war, gewann letztlich nur eine Auszeichnung für die beste Regie. Schauspielerin Jessica Chastain gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin für «The Eyes Of Tammy Faye», eine Filmbiografie über eine christliche TV-Predigerin. Will Smith gewann den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in «King Richard» über den Aufstieg von Serena und Venus Williams zu Tennis-Stars.

Ohrfeige sorgt für Irritaation

Smith sorgte mitten in der Verleihung für einen irritierenden Moment, als er auf die Bühne lief und seinem Kollegen Chris Rock eine Ohrfeige gab. Danach kehrte er auf seinen Platz zurück und rief zweimal laut in Rocks Richtung: «Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!» Zuvor hatte sich Komiker Rock an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und gewitzelt: «G.I. Jane 2 – ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.» – eine Anspielung auf den Film «G.I. Jane», in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte.

Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit offen über ihren Haarausfall gesprochen. In einem Tweet der Oscar-Akademie hieß es dazu: «Die Academy duldet keine Form von Gewalt. Heute Abend freuen wir uns, die Gewinner der 94. Academy Awards zu feiern, die diesen Moment der Anerkennung durch ihre Kollegen und Filmliebhaber in aller Welt verdient haben.»

Ariana DeBose wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle im Musical «West Side Story» geehrt. Sie sagte zum Publikum: «Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina», die ihre Kraft durch die Kunst gefunden habe. Der Oscar für den besten ausländischen Film ging an «Drive My Car» des Japaners Ryusuke Hamaguchi.

Prämiert wurden zudem der Animationsfilm «Encanto» und der «James Bond»-Titelsong von Billie Eilish. Die 20-jährige Musikerin sagte, sie habe vor allem gewollt, dass Darsteller Daniel Craig in seinem letzten Film als James Bond mit dem Song glücklich sei. «Er ist einfach der netteste Mensch auf der Welt und mir kam es wirklich darauf an, dass er das Lied liebt», erzählte die Sängerin.

Kinoverband zwiespältig

Zwiegespalten reagierte ein deutscher Kinoverband auf die Entscheidung, mit «Coda» den Film eines Streaminganbieters auszuzeichnen. «Wir gratulieren Apple zum Oscar-Gewinn von „Coda“», teilte Christian Bräuer von der AG Kino – Gilde mit. «Gleichzeitig finden wir es sehr bedauernswert, dass Apple lediglich in den USA einen Kinostart des Films mitsamt großer Kampagne ermöglicht hat.» In der Vergangenheit hätten sie bei anderen Filmen wie «Macbeth» gut zusammengearbeitet.

Moderiert wurde die Oscar-Verleihung von den Schauspielerinnen Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes. Während der Sendung wurde auch zu einem Schweigemoment aufgerufen: «Wir bitten Sie, die Ukraine auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen.» Einige Gäste trugen blaue Bänder mit der Aufschrift «WithRefugees». Vorab hatte Schauspieler Sean Penn zu einem Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stattfinden sollte. Er selbst würde seine beiden Oscar-Statuen aus Protest «einschmelzen», sagte Penn. Selenskyj wurde im Dolby Theatre nicht zugeschaltet.

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