Wenn die Partnerin oder der Partner in einem für uns wichtigen Punkt nicht unserem Ideal oder unseren Erwartungen entspricht, ist das oft frustrierend: Wir sind enttäuscht. Wie schafft man es, damit umzugehen, am besten sogar konstruktiv?

«Enttäuschung lauert immer dort, wo die eigene Vorstellung und Realität aufeinanderprallen», erklärt die Berliner Psychologin Ilka Hoffmann-Bisinger in der Zeitschrift «Psychologie Heute» (08/2025). Wenn man etwa erwarte, dass der Partner zur Geburt eines Kindes ein wertvolles Geschenk mache oder man in einer glücklichen Beziehung fünfmal pro Woche Sex habe. Viele dieser Bilder seien geprägt von unseren Herkunftsfamilien, andere durch Social Media. 

«Es ist viel gewonnen, wenn wir weniger erwarten und eher neugierig und unvoreingenommen wahrnehmen, wie der Partner, die Partnerin mit etwas umgeht», rät die Psychologin. Das bedeute nicht, gar keine Erwartungen zu haben. Wichtig sei aber eine Offenheit, wenn die eigene Erwartung sich nicht erfüllt. Dazu gehört die Fähigkeit, die Enttäuschung «auch loslassen zu können und zu schauen, was stattdessen funktioniert».

Offenheit als Schlüssel

Stichwort Offenheit: Auch bei schweren Enttäuschungen ist der erste Schritt, die Verletzung nicht abzuwehren, sondern sie anzuerkennen und zu kommunizieren.

«Der nächste Schritt wäre ein Wiedergutmachungsritual: Die enttäuschte Person formuliert, was sie braucht, um die Enttäuschung loslassen zu können», so Hoffmann-Bisinger. Das könne etwa eine gemeinsame Aktivität sein, an der beide Freude haben. 

Ein Teil der Vereinbarung ist, «dass danach Schluss ist mit Vorwürfen» – und zwar dem anderen gegenüber und auch sich selbst. Dann könne das Paar wieder zusammen in die Zukunft blicken. Voraussetzung allerdings sei, dass beide dazu bereit sind.

Nach Trennung raus aus der Opferrolle

Wenn eine Enttäuschung so schwer ist, dass die Partnerschaft daran zerbricht, sei es wichtig, dass man seinen eigenen Anteil in der Paardynamik auch sehe und anerkenne. Sonst bleibe man in der Opferrolle stecken, was das Loslassen schwieriger mache, erklärt die Psychologin. «Wenn man so will, ist eine Enttäuschung ein kostenloser Workshop zur Persönlichkeitsentwicklung.»