Eine Mitarbeiterin des Labors CBT füllt mit einer Pipette, zur Vorbereitung von PCR-Tests, eine Testflüssigkeit ein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Henning Kaiser/dpa)

Die deutschen Laborärzte können sich derzeit vor lauter Arbeit kaum retten. Millionen PCR-Tests sind abzuarbeiten, die Corona-Krise sorgt für ungeahnte Auslastungen der Labore und teils hohe Gewinne.

Doch dem stehen auch Ausgaben und Risiko gegenüber, wie Andreas Bobrowski, der Vorstandsvorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte sagt. Denn im Moment kann niemand sagen, wie lange der hohe Bedarf nach Tests anhält und ob sich die Anschaffung teurer Geräte auch bezahlt macht.

Grundsätzlich gebe es drei verschiedene Vergütungen für die PCR-Tests, sagt Bobrowski, der in Lübeck mit Kollegen ein eigenes Labor betreibt. Die 35 Euro pro Test bei Abrechnung über die Krankenkassen deckten «nur die nackten Kosten», betont er. Was von den 43,56 Euro übrig bleibt, die der Staat bei von ihm vergüteten Tests bezahle, brauche man dringend. Schließlich müsse man auch in Zeiten niedrigerer Auslastung das Personal halten.

Mehrjährige Ausbildung nötig

Die Mitarbeiter seien ein hohes – und sehr gefragtes – Gut, betont Bobrowski. Für die Kernaufgaben sei eine mehrjährige Ausbildung notwendig. «Das kann man nicht jemandem kurz zeigen», betont er. Nur bei Hilfsarbeiten wie dem Eingeben von Daten oder dem Kleben von Zetteln könne man Hilfskräfte einsetzen. Bei diesen Hilfskräften gebe es befristete Verträge, doch beim ausgebildeten Laborpersonal gehe er davon aus, dass es nach der Corona-Welle keine Kündigungen geben wird. «Wir sind froh um jeden, der bei uns bleibt», sagt der Laborarzt.

Größer ist das Risiko bei der Anschaffung der Geräte. Je nach Größe gehe es um Tausende Euro oder bis in den Millionenbereich, sagt Bobrowski. Weil die Nachfrage hoch ist, sind die Geräte und Materialien derzeit teuer. Hinzu kommt, dass Großgeräte – anders als sonst üblich – kaum geleast werden können. Ein Labor muss sich also entscheiden, ob es bereit ist, hohe Summen für ein Gerät auszugeben, das mit dem Ende der Pandemie aller Voraussicht nach sehr viel weniger ausgelastet sein wird.

Beispiel Laborkette Synlab

Mit solchen Risiken umzugehen, sei man aber gewohnt, sagt Bobrowski. Und solange die Vergütungen nicht noch weiter gesenkt würden, könne man auch planen. «Ich würde schätzen, dass wenige mit Minus herausgehen», sagt er.

Wie stark sich Corona auf die Finanzen von Laboren auswirken kann, lässt sich unter anderem bei der börsennotierten Augsburger Laborkette Synlab beobachten. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – schoss dort das Ergebnis auch dank der Einnahmen aus PCR-Tests nach oben. Auch der Umsatz legte massiv zu.

Doch all das kann schnell vorbei sein. Am 10. November, als die aktuelle Omikron-Welle noch nicht abzusehen war, prognostizierte Synlab für das Jahr 2022 einen Umsatzrückgang von mehreren Hundert Millionen Euro, unter anderem wegen eines erwarteten Rückgangs der Corona-Tests. Das mag letztlich angesichts der Entwicklung der Pandemie anders kommen, wie auch einzelne Analysten sagen. Doch es macht klar, wie schnell das Geschäft auch wieder einbrechen kann.

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