Robbie Williams auf einer Barkasse im Hamburger Hafen. Im Hintergrund ist die Elbphilharmonie zu sehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Georg Wendt/dpa)

Pop, Pathos und Plaudern: Mit einer faszinierenden Mischung aus mitreißender Musik und Geschichten aus seinem Leben hat Robbie Williams (48) das Publikum der Elbphilharmonie und die Zuschauer des Livestreams in seinen Bann gezogen.

«Wenn ich hier bin, bekomme ich dieses überwältigende Gefühl von Liebe. Dafür bin ich sehr dankbar», rief Williams während der etwa zweistündigen Show am Dienstagabend den rund 2100 Menschen in der Hamburger «Elphi» zu. Er fühle sich umarmt. Und genau dieses Gefühl gab der Musiker, der einst mit Take That berühmt geworden war, auch an seine Zuhörer zurück.

Einblicke in ein bewegtes Leben

Dabei nahm er sie nicht nur mit seinen Liedern, die auch vom neuen Best-of-mit-Orchester-Album «XXV» kamen, mit auf eine persönliche Reise durch seine 25-jährige Solokarriere. Er zeigte sich zwischen den Liedern auch von seiner verletzlichen Seite, sprach von den Tiefen und Höhen seines Lebens, der Drogen- und Alkoholsucht, den Ängsten und Sorgen und den Dingen, die ihn wieder stark gemacht hätten. Geri Halliwell («Spice Girls») habe ihm beispielsweise vor rund 20 Jahren durch eine sehr schwere Zeit geholfen. Für sie habe er das Lied «Eternity» geschrieben. Für seine Familie – Frau Ayda und die vier Kinder – sang er in dem berühmten Konzerthaus an der Elbe «Love my Life». Sie habe sein Leben erst komplett gemacht und ihm einen Zweck gegeben.

Einen besonderen Moment durfte ein Fan, Andrea aus Köln, mit nach Hause nehmen. Sie habe den ganzen Abend lang so begeistert mitgesungen und gelächelt, dass er ihr am liebsten den Award für das beste Publikum überreichen möchte, sagte Williams. Damit habe sie ihm während des Konzerts viel zurückgegeben, sagte der Brite weiter und widmete ihr «She’s the one», was Andrea zu Tränen rührte.

Charmant, witzig, selbstironisch

Williams‘ einnehmendes, charmantes, witziges, selbstironisches und schelmisches Wesen bestimmte den Abend so, dass das große Orchester so manches Mal fast in der Hintergrund rückte. Auch die doch vergleichsweise laute Band des Musikers übertönte die mehr als 80 Musiker der Neuen Philharmonie Frankfurt an vielen Stellen. Die meiste musikalische Wucht hatte es in den Passagen, in denen Schlagzeug und E-Gitarren ruhen mussten.

Bereits vor dem Auftritt hatte Williams der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass die Akustik der Elbphilharmonie für ihn gar nicht so wichtig sei. «Ich habe meine In-Ears an. Das ist es, was ich höre.» Dennoch gab es auch einen Moment, bei dem das Orchester noch spielte und Williams seine In-Ear-Kopfhörer abnahm, der Musik lauschte und sie mit «Wow» kommentierte.

Auch bei der Live-Premiere der von Künstlicher Intelligenz neu arrangierten Version des Williams-Hits «Angels» konnte das Orchester zeigen, welche Wucht es entfalten kann. Die «Beethoven-KI», die bereits Beethovens 10. Sinfonie vollendet hatte, hat nun auch die Mondscheinsonate mit dem Intro von «Angels» verwoben und zudem einen instrumentalen Mittelteil komponiert, für den sie aus allen Werken Beethovens schöpfen konnte. Das Ergebnis, als letztes von 16 Lieder an dem Abend, konnte sich durchaus hören lassen und wirkte in der «Elphi» wie eine Symbiose aus Klassik und Pop.

KI-Musik begeistert Williams

Er sei von der Idee der Telekom, dass künstliche Intelligenz ein Lied von ihm neu komponiert, fasziniert gewesen. Diese Art Musik zu schreiben, ist noch immer ganz neu und man kann sowohl fasziniert und begeistert als auch misstrauisch demgegenüber sein, wie Williams sagte. «Wenn es um Künstliche Intelligenz geht, kann man all diese drei Dinge sein. Ja, auf meine winzige Art und Weise bin ich ein Teil dieser technologischen Revolution.»

Seine Version von «Angels» findet er trotzdem besser. «Nun, das Original ist das Original, nicht wahr? Es hat mir mein Leben und meine Karriere ermöglicht, und es hat alles möglich gemacht. Es ist also mein Baby.» Ob er Künstliche Intelligenz künftig auch für seine neuen Lieder einsetzen würde? «Vielleicht. Ich denke, es wäre interessant, wenn KI Texte schreiben könnte.» Für sein neues Album, das derzeit in Arbeit ist, habe er sich aber nicht von KI helfen lassen.

Bereits vor dem Konzert hatte Williams ein wenig Zeit, um die Hansestadt besser kennenzulernen. So war er unter anderem für einen Foto-Termin in einer Hafenbarkasse auf der Elbe unterwegs und gab seine Interviews in der Elbphilharmonie mit bestem Blick auf den Hafen. Er sei früher zwar schon auf der Reeperbahn gewesen, «aber ich habe nicht wirklich verstanden, dass dies eine Seefahrer- und Industriestadt ist, die Liverpool sehr ähnlich ist», sagte der Brite. «Diesmal kann ich ihr Herz und ihre Seele besser verstehen. Ich verstehe Hamburg. Ich fange an, mich mit der Stadt anzufreunden.»

Von Christiane Bosch, dpa

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