Die Raffinerie PCK in Schwedt im Nordosten Brandenburgs hat zum ersten Mal Rohöl über den Hafen im polnischen Danzig erhalten. Neben der Raffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt) sei damit auch für Schwedt ein weiterer alternativer Lieferweg für nicht-russisches Rohöl gegeben, teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit. Zuvor hatte RBB24 darüber berichtet. Wie viel Öl künftig zusätzlich über den Hafen Danzig bezogen werden kann, blieb unklar.
Es geht seit Monaten um die Frage, wie Versorgungsengpässe und eine zu geringe Auslastung der Anlage mit Beginn des Öl-Embargos gegen Russland ab Januar verhindert werden können. Die Raffinerie in Schwedt versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff.
«Wichtiger Schritt für die Versorgungssicherheit»
«Das ist ein wichtiger Schritt für die Versorgungssicherheit von Schwedt», sagte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) am Mittwoch. Die Lieferungen über Danzig müssten aber noch erhöht werden. Dazu gebe es einen engen Austausch mit der polnischen Regierung. Diese erste Tankerladung mit europäischem Rohöl via Danzig wurde laut Bundeswirtschaftministerium von Shell bestellt – Mitbesitzer der PCK.
Hintergrund ist das Öl-Embargo gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs, das am 1. Januar 2023 greift. Stattdessen soll die Raffinerie PCK über die Häfen Rostock und Danzig versorgt werden, hatte es seit längerem schon geheißen. Auch Öl aus Kasachstan ist im Gespräch. Bislang wird die Anlage vor allem über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert.
Das Bundeswirtschaftministerium teilte auf Anfrage am Mittwoch mit, ein Schiff mit europäischem Rohöl sei jetzt über den Hafen Danzig entladen und das Öl zur Raffinerie gepumpt worden. Zur Menge machte das Ministerium mit Verweis auf das Betriebsgeheimnis keine Angaben. Das Öl gelange über die polnische Stichleitung «Pomeranian» zu der in Polen liegenden Druschba-Pipeline und weiter nach Deutschland, hieß es.
Inwieweit dieser Lieferweg via Danzig die Auslastung der Raffinerie bei einem Stopp des russischen Öls erhöhen kann, blieb am Mittwoch unklar. Zuvor hatte das Unternehmen gesagt, es bleibe ab Januar ein «Restrisiko» für den Betrieb. Mitte September hatte die Bundesregierung ein Konzept zur Sicherung des Raffinerie-Standorts vorgestellt.