Herbert Achternbusch 2015 beim Filmfest München. Der Regisseur und Autor starb im Alter von 83 Jahren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Felix Hörhager/dpa)

Er war mehr als ein Filmemacher. Er schrieb, dichtete, malte, war Schauspieler. Herbert Achternbusch ist tot. Er starb im Alter von 83 Jahren. Die Stadt München bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der «Süddeutschen Zeitung».

Sein Werk ist umfangreich: Fast 30 Filme listet seine Filmothek auf, 20 Theaterstücke, 40 Buchpublikationen und Hunderte von großflächigen Bildern. «Gemalt hab ich immer», sagte er 2013 im dpa-Interview. Und was er immer am liebsten gemacht hatte, offenbarte er einmal der «Münchner Abendzeitung»: «Gemalt».

Hassliebe zur Heimat

In der Öffentlichkeit ist er allerdings weniger als Maler denn als Schöpfer skurril-subversiver Filme in Erinnerung geblieben. Einer dieser Streifen heißt «Die Atlantikschwimmer» und zeigt zwei ziemlich normal gebaute Männer, nur mit Badehose und lächerlichen Schwimmbrillen bekleidet, wie sie in den oberbayerischen Walchensee hüpfen, um von dort aus Amerika zu erreichen. Getreu dem Motto: Du hast keine Chance, aber nutze sie! Ein echter Achternbusch eben. Nonsens mit Hintersinn und Bodenhaftung. Irgendwo zwischen Karl Valentin, Gerhard Polt und Thomas Bernhard.

Mit dem österreichischen Dramatiker verband ihn vor allem seine unbedingte Hassliebe zur Heimat. «In Bayern mag ich nicht mal gestorben sein», schrieb er 1977. Trotzdem hätten ihn wohl keine zehn Pferde weggebracht. Wie auch Thomas Bernhard außerhalb von Österreich eingegangen wäre wie eine seltene Hochgebirgsblume, die man ins Flachland verpflanzt.

Herbert Achternbusch kam als unehelicher Sohn einer Sportlehrerin und eines Zahntechnikers in München zur Welt und wuchs im Bayerischen Wald auf. Nach dem Abitur in Cham studierte er ein wenig an den Kunstakademien in München und Nürnberg und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, bevor er mit dem Schreiben begann.

Schon mit seinem ersten Roman «Alexanderschlacht» sicherte er sich einen festen Platz in der Literatur-Avantgarde der siebziger und achtziger Jahre. Mit seinen in rascher Folge entstandenen Theaterstücken errang er zweimal den Mülheimer Dramatikerpreis. Sein Zwei-Personen-Stück «Gust» (1986) mit Sepp Bierbichler als aus der Zeit gefallenem Bauern, der im Begriff ist, seine Frau zu verlieren, lief jahrelang erfolgreich an den Münchner Kammerspielen. 2017 wurde am Münchner Volkstheater «Dogtown Munich» uraufgeführt, abermals ein Bekenntnis zu seiner Heimatstadt und vielleicht so etwas wie ein Vermächtnis.

Lieblingsfeind Franz Josef Strauß

Schon in den siebziger Jahren kam Achternbusch in Kontakt zur Szene der deutschen Autorenfilmer um Werner Herzog, Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta. Seine oft mit geringem Aufwand gedrehten Streifen nahmen regelmäßig die so unangepasst-subversive wie obrigkeitshörige und bigotte bayerische Volksseele aufs Korn. In «Der Depp» (1983) ließ er seinen Lieblingsfeind Franz Josef Strauß vergiften, im halbdokumentarischen «Bierkampf» rechnet er mit einem bayerischen Heiligtum ab: dem Oktoberfest.

Als er in «Das Gespenst» Jesus Christus vom Kreuz herabsteigen lässt, um mit Maria eine Kneipe zu eröffnen, war für den damaligen CSU-Innenminister Friedrich Zimmermann das Maß voll. Er verweigerte dem unbotmäßigen Regisseur die Auszahlung der letzten Förderrate, weil dieser das «religiöse Empfinden großer Teile der Bevölkerung» verletzt habe. Längere Zeit bekam Achternbusch daraufhin im Fernsehen kein Bein mehr auf den Boden.

Doch die Zeiten haben sich geändert, Achternbusch zählte zum Inventar des bundesrepublikanisch-bayerischen Kuriositätenkabinetts. Zu seinem 80. Geburtstag hatte ihm das Münchner Filmmuseum eine Hommage mit acht seiner Spielfilme sowie einem Filmporträt gewidmet.

Von Georg Etscheit und Kathrin Zeilmann, dpa

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