Touristen genießen an einem Strand bei Puerto Portals auf Mallorca die Sonne und das Meer. Der Klimawandel stellt die Reisebranche vor neue Herausforderungen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Clara Margais/dpa)

Kompensation von Flugreisen durch Spenden für Klimaschutzprojekte, Verringerung des Energieverbrauchs in Hotels oder Reduzierung der Abfallmengen: Der Klimawandel stellt die Reisebranche vor neue Herausforderungen.

Laut einer Studie, auf die das Bundesumweltamt hinweist, verursacht der Tourismus rund 5 bis 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. «Achillesferse» der Branche ist dabei die Mobilität, derzeit vor allem das Fliegen, sagt Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbandes DRV. «Das Ziel heißt: CO2-neutrale Mobilität.»

Derzeit setzen viele Veranstalter vor allem auf einen Ausgleich der CO2-Belastung über Atmosfair, Myclimate oder andere Anbieter, bei denen Reisende Flüge, Kreuzfahrten und anderes quasi kompensieren können, indem sie Geld spenden. Damit werden weltweit Projekte etwa zum Energiesparen oder zur Erzeugung von Ökostrom gefördert. Bei manchen Veranstaltern ist der Beitrag im Reisepreis enthalten, andere bieten Urlaubern eine freiwillige Kompensation bei der Buchung an.

Seltener, aber länger

Doch das reicht aus Sicht von Antje Monshausen von Tourism Watch bei Brot für die Welt nicht: «Im Fernreisesegment, wo sich Flüge meist nicht vermeiden lassen, sollten Urlaube seltener, dafür länger stattfinden, um so die Zahl der Flüge zu reduzieren.» In den letzten Jahren habe sich die Aufenthaltsdauer verkürzt, zugleich sei die Zahl der Reisen pro Person gestiegen. «Wir stellen fest, dass alle Einsparungen aufgezehrt werden durch das Wachstum des Luftverkehrs. Wir brauchen technologische Lösungen und zugleich eine Verringerung der Flüge», sagt Monshausen.

Um schädliche Emissionen zu verringern, sollten Veranstalter zudem auf der Mittelstrecke in Europa andere Produkte anbieten, zum Beispiel vermehrt Anreisen mit dem Zug, mahnt Monshausen. Umweltexperten plädieren generell für eine möglichst kurze Anreisestrecke, wenn möglich mit Bus oder Bahn.

Die Realität sieht bislang allerdings anders aus: Der Anteil der beiden Verkehrsmittel bei Urlaubsreisen liegt nach DRV-Daten seit Jahren bei jeweils etwa 6 Prozent. Sogar die Lieblingsinsel der Bundesbürger, Mallorca, lässt sich ohne Flugzeug erreichen. Mit der Bahn und mit Fähren, die von wenigen Ausnahmen abgesehen allerdings mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, brauchen Urlauber beispielsweise aus dem Süden Deutschlands 11 bis 14 Stunden, wie Atmosfair vorrechnet.

Klimafreundlichkeit für viele wichtig

Doch wie steht es mit der Bereitschaft, Klimaschutz im Urlaub stärker zu berücksichtigen? Bei einer Umfrage im Auftrag des DRV gaben im vergangenen Jahr zwar 62 Prozent der Befragten an, dass die Klimafreundlichkeit einer Reise für sie wichtig oder sehr wichtig sei. 46 Prozent wären bereit, für eine Flugreise einen höheren Preis zu bezahlen, wenn damit CO2-Emissionen kompensiert werden. 42 Prozent würden sogar eine verlängerte An- und Abreisezeit in Kauf nehmen. Allerdings haben sich erst 23 Prozent konkret über Möglichkeiten informiert, die Reise möglichst umweltschonend zu gestalten.

An diesem Punkt setzt der Reisekonzern DER Touristik an: «Durch die Erhebung eines CO2-Abdrucks, den wir den Kunden transparent vermitteln wollen, wollen wir das Buchungsverhalten steuern», sagte Zentraleuropachef Ingo Burmester unlängst. Auch der Branchenverband DRV spricht sich dafür aus, alle Reisen mit einem nachvollziehbaren CO2-Abdruck zu versehen.

Neben der An- und Abreise belasten auch die Unterbringung Sonnenhungriger und ihre Aktivitäten am Urlaubsort das Klima. Zudem verschlingen der Bau und die Instandhaltung von Hotels, Straßen, Freizeitparks und Co. Ressourcen.

Rhodos soll zum «Zukunftslabor» werden

Branchenprimus Tui will in Zusammenarbeit mit der Regierung der südlichen Ägäis die beliebte griechische Urlaubsinsel Rhodos zu einem Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus machen und damit Blaupausen für andere Ziele schaffen. So soll zum Beispiel der ökologische Fußabdruck des Tourismus auf Rhodos durch neue Konzepte für das Energie-, Wasser- oder Müllmanagement deutlich verringert werden.

«Wir brauchen ein Verständnis dafür, wie alle Bestandteile zusammenkommen können», sagte Tui-Chef Fritz Joussen bei der Vorstellung des Projektes. «Nachhaltigkeit ist nicht nur ökologische Nachhaltigkeit. Sie muss auch in einem wirtschaftlichen und sozialen Sinn betrachtet werden.» Daher soll auch die Teilhabe der Menschen vor Ort gefördert werden, zum Beispiel durch neue Jobchancen.

Am Ende könnten nach Einschätzung des griechischen Tourismusministers Vassilis Kikilias alle Akteure profitieren – «vom einzelnen Anbieter, der seinen Kunden Kaffee verkauft, bis zu den Leuten, die Autos und Boote vermieten, bis zu den Winzern, bis zu den Urlaubern selbst».

Von Friederike Marx und Jan Petermann, dpa

Von