Auf in den Urlaub: Die Reisewirtschaft sieht Anzeichen für eine deutliche Erholung der Branche. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jonas Walzberg/dpa)

Trotz steigender Buchungszahlen rechnet die deutsche Reisewirtschaft erst im kommenden Tourismusjahr mit einer Rückkehr auf das Niveau vor der Corona-Krise. Für Ungewissheit sorgt der Ukraine-Krieg.

«2023, da bin ich optimistisch, können wir aus heutiger Sicht wieder Umsätze auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit erwarten», sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig, am Mittwoch vor Beginn des ITB-Kongresses am 8. März, der wegen der Pandemie online stattfindet. «Einen dunklen Schatten der Unsicherheit» werfe aber der Krieg Russlands in der Ukraine.

«Die Diplomatie muss jetzt schnell die Oberhand gewinnen, damit dieser völkerrechtswidrige Krieg und das zunehmend große Leid der Menschen schnellstmöglich gestoppt werden kann», sagte Fiebig. Inwieweit die Krieg das Buchungsverhalten der Menschen nach zwei Pandemie-Jahren beeinflusse, sei noch nicht absehbar.

Grundsätzlich sei die Reiselust der Menschen groß. Die Buchungen für die wichtige Sommersaison ziehen in Reisebüros und auf Online-Reiseportalen an und liegen seit Anfang Februar den Angaben zufolge über dem Niveau der Vorkrisenwochen vom Februar 2019. Das gelte auch für die vergangene Woche, als Russland die Ukraine angriff.

Positive Impulse

Laut einer Umfrage der GfK-Konsumforscher planen die Menschen in Deutschland in diesem Jahr, deutlich mehr Geld für Urlaub und Reisen auszugeben als 2021. Auch andere Umfragen kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Weil Reisebeschränkungen auf der Fernstrecke das Geschäft in der laufenden Wintersaison belasteten, werde die Reisewirtschaft auf das gesamte touristische Jahr gesehen «voraussichtlich aber noch nicht ganz an die Vor-Corona-Umsätze herankommen», sagte Fiebig.

Positive Impulse erwartet der DRV, der Reisebüros und Veranstalter vertritt, von den Erleichterungen bei Corona-Regeln für Urlaubsrückkehrer nach Deutschland. Gebiete, in denen die Omikron-Variante vorherrscht, sind ab Donnerstag keine Hochrisikogebiete mehr. Anmelde- und Quarantänepflicht entfallen damit bei der Rückkehr.

Lockdowns und Reisebeschränkungen rissen im zweiten Corona-Jahr 2021 erneut tiefe Löcher in die Bilanz. Die Reiseausgaben sanken nach einem historischen Einbruch 2020 weiter. Der GfK zufolge gaben die Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr 28,8 Milliarden Euro für Reisen aus, was ein Rückgang um zehn Prozent zum Vorjahr war. Auf Pauschalreisen und Bausteinangebote der Reiseveranstalter entfielen 10,4 Milliarden Euro – ein Rückgang von 16 Prozent. Im Rekordjahr 2019 erzielten organisierte Reisen noch einen Umsatz von 35 Milliarden Euro.

Einbrüche im Winter

Zwar zogen die Geschäfte im vergangenen Sommer kräftig an. Das reichte jedoch nicht, um die Einbrüche aus dem Winter auszugleichen. «Hier waren aufgrund von Corona-Lockdowns und weiteren zahlreichen Einschränkungen kaum Reisen möglich», berichtete Fiebig.

Besonders stark betroffen waren Kreuzfahrten, die vor der Krise die Geschäfte maßgeblich angetrieben hatten. Der Umsatz brach hier innerhalb von zwei Jahren um mehr als 80 Prozent von rund 6 Milliarden Euro 2019 auf 1,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr ein. In diesem Jahr erwartet der DRV eine Trendumkehr.

Die milliardenschweren Wirtschaftshilfen der Bundesregierung in der Pandemie verhinderten Fiebig zufolge einen Zusammenbruch der Infrastruktur der deutschen Reisewirtschaft. Man habe vereinzelte Insolvenzen und Geschäftsaufgaben in der Branche verzeichnet.

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