Jerry Lee Lewis nimmt bei einem Konzert im New Yorker Madison Square Garden (1975) ganz entspannt den Applaus der Fans entgegen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rene Perez/AP/dpa)

Der letzte König des Rock’n’Roll ist tot: Jerry Lee Lewis, der mit Songs wie «Great Balls of Fire» zu Weltruhm gelangte und mit den bereits gestorbenen Musikern Elvis Presley, Chuck Berry und Little Richard zu den vier Königen des Rock’n’Roll gezählt wurde, starb am Freitag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus im US-Bundesstaat Mississippi, wie sein Agent der Deutschen Presse-Agentur sagte. Lewis galt als einer der einflussreichsten Künstler der Musikgeschichte. «Elvis war der Größte», sagte Jerry Lee gern. «Ich war der Beste.»

Zuletzt hatte der Musiker mit dem Spitznamen «The Killer» allerdings mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen – unter anderem mit einem Rückenleiden und 2019 mit einem Schlaganfall und dessen Folgen. Wenn er dennoch auf die Bühne trat, wirkte er sehr geschwächt.

Vor rund einer Woche war auf dem Instagram-Profil von Lewis ein Bild veröffentlicht worden, auf dem ihm Musiker Kris Kristofferson die Urkunde über die Aufnahme in die Ruhmeshalle des Country überreicht. Lewis liegt auf dem Bild im Krankenbett mit Medikamenten auf dem Nachttisch.

Schon am Mittwoch hatte das US-Portal «TMZ» Lewis unter Berufung auf einen Sprecher des Musikers für tot erklärt, der Meldung wurde aber von Vertrauten widersprochen. «TMZ» entschuldigte sich für den Fehler.

John Lennon soll ihm die Füße geküsst haben

Der Rock des 1935 im US-Bundesstaat Louisiana geborenen Lewis war eine wilde Mischung aus Jazz, Country, R&B und Boogie. Er war unter den ersten, die einen Platz in der Ruhmeshalle des Rock bekamen. Zu seinen Fans gehörten auch zahlreiche berühmte Musiker, die von seiner Musik beeinflusst wurden: John Lennon soll ihm beispielsweise bei der ersten Begegnung die Füße geküsst haben.

Das Rockerleben von Lewis, Spross einer Familie christlicher Fundamentalisten, war gezeichnet von Drogen, Gewalt, Sex, Schulden und Tod. Der Rocker mit dem strohblonden, ins Gesicht hängenden Haar war berüchtigt dafür, Konzerte in letzter Minute abzusagen. Meistens «pumpte» Jerry Lee sein Piano im Stehen, setzte oder stellte sich auch darauf. In mehreren Live-Auftritten zündete er den Flügel nach getaner Arbeit an.

Ein bewegtes Privatleben

Kaum weniger bewegt als seine Laufbahn war Lewis‘ Privatleben. Der Sohn armer Bauern, der Bruder früh gestorben, war sieben Mal verheiratet, das erste Mal mit 16 Jahren. Gerade volljährig wurde er Vater, allerdings schon mit der zweiten Frau. Insgesamt hatte er sechs Kinder, von denen zwei schon vor ihm starben. Seine siebte Ehefrau Judith Coghlan Lewis war bei seinem Tod an seiner Seite.

Ehe Nummer drei löste einen Skandal aus und wurde ihm beruflich zum Verhängnis. Er war 22, als er seine 13-jährige Großcousine Myra Gale Brown heiratete. In Großbritannien gab es einen Sturm der Entrüstung und Lewis war gezwungen, seine Tournee am dritten Abend abzubrechen. In den USA sollte er nie wieder einen Top-20-Hit landen.

Der gemeinsame Sohn von Lewis mit Myra ertrank 1962 dreijährig im Pool. Das gleiche Schicksal ereilte Ehefrau Nummer vier. Ein 19-jähriger Sohn starb 1973 bei einem Autounfall, seine fünfte Ehefrau 1983 offenbar an einer Überdosis Heroin. Lewis‘ bewegtes Leben wurde 1986 mit Dennis Quaid in der Hauptrolle unter dem Titel «Great Balls of Fire» verfilmt.

Himmel oder Hölle

Angst, wegen seiner Musik zur Hölle verdammt zu sein, hatte Lewis immer wieder zu Protokoll gegeben. «Ich war immer besorgt, ob ich im Himmel oder der Hölle landen werde», sagte er 2015 dem britischen «Guardian». «Ich sorge mich weiterhin, abends vor dem Zubettgehen. Es ist eine sehr ernste Situation. Wohin komme ich nach meinem letzten Atemzug?»

Von Christina Horsten und Christian Fahrenbach, dpa

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