Der Musiker Per Gessle. Auf Roxette folgt nun das Bandprojekt PG Roxette. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Warner Music/dpa)

Die Namen Marie Fredriksson und Per Gessle werden auf Ewigkeit mit dem Pop-Duo Roxette verbunden bleiben. Drei Jahre nach Fredrikssons viel zu frühem Tod bringt Gessle nun ein Album mit einem neuen Projekt heraus, das ihren gemeinsamen Bandnamen trägt – und auch den unverkennbar poppigen Roxette-Klang von «Joyride» und anderen Welthits vergangener Tage.

«Ich habe früh entschieden, dass wir auf diesen Sound aus den späten 80ern, frühen 90ern setzen sollten, wo mein Herz im Grunde liegt», sagte Gessle vor der Veröffentlichung des Albums «Pop-Up Dynamo!» der Deutschen Presse-Agentur. Anstatt sich zu sehr neuen Formaten anzupassen, sei es besser, an dem festzuhalten, worin man gut sei. «Gleichzeitig wollte ich nicht nostalgisch oder zu retro sein. Ich wollte auch modern klingen», betont der mittlerweile 63 Jahre alte Schwede.

Mischmasch

Herausgekommen sei ein temporeiches Popalbum. «Es ist ein Mischmasch aus 1989 und 2022 – oder 2021, als es aufgenommen wurde», so Gessle.

1989 – um dieses Jahr war die große Zeit von Per Gessle und Marie Fredriksson. Als Roxette reihten die beiden Schweden einen Welterfolg an den anderen, darunter «The Look», «Listen To Your Heart» und «It Must Have Been Love». Sie verkauften weltweit etwa 80 Millionen Alben. Gessle schrieb dabei die Songs, während Frederikssons umwerfende Stimme zu einem Dauerbrenner auch in deutschen Radios wurde.

2016 gaben Roxette ihr letztes Konzert. Am 9. Dezember 2019 starb Fredriksson im Alter von nur 61 Jahren nach langem Kampf gegen Krebs. Gessle verarbeitete das unter anderem auch musikalisch, ein Jahr nach ihrem Tod kam die Song-Sammlung «Bag Of Trix» mit unveröffentlichten und teils verschollenen Roxette-Aufnahmen heraus.

Auf Roxette folgt nun also PG Roxette, auf die Welthits von damals das Album «Pop-Up Dynamo!», das Marie Fredriksson gewidmet ist. Der Sound bleibt gleich, eine kaum ersetzbare Stimme muss jedoch ersetzt werden. «Das ist ein neues Kapitel, das beginnt», sagt Gessle. «Es hätte sich seltsam angefühlt, ein Roxette-Album ohne Marie zu machen.»

Fredriksson ist somit nicht auf dem Album zu hören, dafür die langjährigen Background-Sängerinnen Helena Josefsson und Dea Norberg. «Pop-Up Dynamo!» ist damit anders als Musik von Roxette, aber irgendwie auch nicht. Gleich in den ersten Sekunden fühlt sich «Walking On Air», der starke erste und bereits vorab veröffentlichte Track der Platte, wie eine Autofahrt in den 90er Jahren mit aufgedrehtem Radio an. Die Stimmen von Gessle, Josefsson und Norberg laden zum Mitsingen ein, die Melodien mehrerer der insgesamt elf Songs bleiben geschmeidig im Ohr.

Zur Albummitte, etwa bei «You Hurt The One You Love The Most» und «Jezebel», wird die Musik dann teils ruhiger und nachdenklicher, zwischendurch bei «The Loneliest Girl In The World» – trotz des traurig anmutenden Titels – wieder hörbar fröhlicher. Dieser Mischung aus Fröhlichem und Nachdenklichem, die auch Roxette prägte, ist Gessle also auch heute noch treu geblieben. Er versucht nicht, Lady Gaga oder Justin Bieber zu sein.

Dabei schreckte Gessle auch nicht davor zurück, die alten Synthesizer aus dem Keller zu holen. Der Schwede räumt ein, dass «Pop-Up Dynamo!» etwas anderes sei als die heutige Popmusik. Das Album höre sich so ganz anders als alles andere an, was heute musikalisch im Umlauf sei. «Die meiste Popmusik wird heute auf Laptops oder in diesem Stil gemacht», sagt er. «Es ist eine Entwicklung, die die Musik ein wenig begrenzt hat.» Gessle selbst bleibt innerhalb seiner alten Wohlfühlgrenzen – denen von Roxette.

Von Steffen Trumpf und Thomas Bremser, dpa

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