«Ein sofortiger Stopp hätte ungeahnte Folgen für die Wärmeversorgung der Haushalte»: RWE-Vorstandschef Markus Krebber. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

In der Debatte um die Versorgungssicherheit im nächsten Winter hat der Energiekonzern RWE als einer der größten Kohleverstromer Deutschlands der Politik Unterstützung zugesagt.

«Als Teil der kritischen Infrastruktur kennen wir unsere Verantwortung und nehmen sie an», versprach RWE-Vorstandschef Markus Krebber am Dienstag in Essen. Konkret geht es um die deutsche Stromerzeugung aus Erdgas, die unter Umständen durch Strom aus Kohle ersetzt werden könnte. Der Energiemanager verwies auf eine laufende Prüfung des Wirtschaftsministeriums, ob zur Stilllegung anstehende Kohlekraftwerke in eine vorübergehende Reserve übergeführt werden sollen.

Für den Notfall gerüstet

Auch RWE prüfe, welche Kohlekraftwerke im Notfall wieder ans Netz gehen oder länger als geplant am Netz bleiben könnten, sagte Krebber. Es geht um Braunkohlekraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt 2700 Megawatt und ein Steinkohlekraftwerk mit 800 Megawatt. «Es ist an der Bundesregierung zu entscheiden, ob diese Blöcke temporär genutzt werden müssen und in welchem Umfang sie etwa zur Reduktion des Gasverbrauchs eingesetzt werden sollen», sagte Krebber. Werde ein temporärer Einsatz erforderlich, «bringen wir diese Anlagen vorübergehend zurück ans Netz – oder schalten sie nicht ab». Dies ändere aber nichts am Kohleausstiegspfad, betonte Krebber. «Es ist keine Rolle rückwärts, sondern allenfalls ein Schritt zur Seite für eine begrenzte Zeit.»

Gegen Stopp russischer Energieversorger

RWE sprach sich angesichts einer hohen «Abhängigkeit von Russland» in der Energieversorgung in Deutschland und Europa gegen einen Stopp russischer Energielieferungen aus. Dies hätte «massive Konsequenzen», sagte Krebber. «Ein sofortiger Stopp hätte ungeahnte Folgen für die Wärmeversorgung der Haushalte.» Eine längere Lieferunterbrechung dürfte zudem die Produktionsanlagen der Industrie und des Mittelstandes nachhaltig schädigen. Daher könne er die Position der Bundesregierung gegen Sanktionen von Energielieferungen sehr gut nachvollziehen. «Sanktionen müssen so gewählt werden, dass wir sie auch durchhalten können.»

Der Energiemarkt werde sich durch den Krieg fundamental ändern, so Krebber weiter. «Deshalb ist es richtig, so schnell wie möglich in der Energieversorgung unabhängig und nachhaltig zu werden.» Versorgungssicherheit und Klimaschutz seien so eng wie nie zuvor miteinander verbunden.

Investitionen in erneuerbare Energien

RWE hat sich auf den Ausbau erneuerbarer Energien und den Energiehandel fokussiert. Kohle und Kernenergie zählen nicht mehr zum Kerngeschäft. Von 2021 bis 2030 will der Konzern insgesamt 50 Milliarden Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren.

Im laufenden Geschäftsjahr will RWE an das operative Ergebnis von 2021 anknüpfen. RWE bestätigte am Dienstag seine Prognose, wonach der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) 3,6 bis 4 Milliarden Euro erreichen soll. Darin seien allerdings die «schwer abzuschätzenden» Folgen des Ukraine-Kriegs nicht enthalten. 2021 hatte der Wert bei 3,65 Milliarden Euro gelegen. Krebber sprach von einem «sehr erfolgreichen Geschäftsjahr».

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