Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat Horst Sachtleben zahlreiche Fernseh- und Theaterproduktionen mit seiner Schauspielkunst geprägt.
Ob Familienserie, Drama, Romanze oder Krimi – der gebürtige Berliner überzeugte in unterschiedlichen Genres. Am bekanntesten ist wohl die Figur des Bischof Rossbauer, die er in der ARD-Reihe «Um Himmels Willen» übernahm. 18 Jahre gehörte er neben Fritz Wepper zum Ensemble des TV-Dauerbrenners. Jetzt ist Horst Sachtleben im Alter von 91 Jahren gestorben, wie seine Agentur am Dienstag mitteilte. Er lebte in der Nähe von München.
Aus dem Berufsleben hatte sich Sachtleben erst im hohen Alter zurückgezogen, und zwar schweren Herzens, wie er kurz vor seinem 90. Geburtstag im September 2020 der Deutschen Presse-Agentur erzählte. Die Corona-Pandemie gab damals den Anstoß dazu. «Meinem Ruhestand bin ich lange ausgewichen. Nun bin ich erleichtert, all die Verantwortung, die der Beruf fordert, nicht mehr tragen zu müssen», sagte er. «Die ganzen Vorschriften und die Angst vor Ansteckung haben mir den Entschluss erleichtert.»
In seiner Heimatstadt Berlin hatte Sachtleben laut seiner Agentur Theaterwissenschaften studiert und parallel Schauspielunterricht genommen. Seine Karriere begann er in den 50er Jahren am Hebbel-Theater Berlin. Später wechselte er ans Schauspielhaus Zürich. Mehr als 30 Jahre gehörte er dem Bayerischen Staatsschauspiel in München an, wo er auch als Regisseur tätig war. 2010 spielte Sachtleben bei den Bad Hersfelder Festspielen im «Wilhelm Tell».
Regelmäßig war Sachtleben im TV zu sehen («Derrick», «Tatort», «Forsthaus Falkenau») und unternahm auch immer wieder Abstecher auf die Kinoleinwand, etwa 1996 in Caroline Links preisgekröntem Drama «Jenseits der Stille» und 2013 in «Buddy». Auch als Synchronsprecher war Sachtleben gefragt. Er lieh Peter Falk als «Columbo» seine Stimme, aber auch Kinostars wie Harvey Keitel und Peter Fonda.
Besonders in Erinnerung bleiben dürfte dem TV-Publikum Sachtlebens eindrückliche Darstellung in dem Melodram «Über den Tag hinaus» (2015). Er spielte einen todkranken Arzt, der eine Taxi-Tour zu wichtigen Stationen seines Lebens unternimmt, um Abschied zu nehmen. Mit Taxifahrerin Greta (Katja Studt) bildete er auf anrührende Weise eine Schicksalsgemeinschaft. «Ich bin ja eigentlich immer skeptisch, was meine Filme angeht – aber der gefällt auch mir», sagte Sachtleben damals der dpa.
Auch wenn ihm der Rückzug aus der Schauspielerei nicht leicht gefallen war, arrangierte er sich gut damit. «Ich genieße den Garten und das Zusammensein mit meiner Frau, die gut für mich sorgt. Mir mangelt es an nichts!», sagte er anlässlich seines 90. Geburtstages. Seit 47 Jahren war er mit der Schweizer Schauspielerin Pia Hänggi verheiratet. Rückblickend sagte Sachtleben: «Ich hatte ein gutes Leben und versuche, die Zeit, die mir noch bleibt, voll zu nutzen und zu genießen.»