Schauspielerin Nadja Tiller starb im Alter von 93 Jahren in Hamburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Georg Wendt/dpa)

Die Film- und Fernsehwelt trauert um Nadja Tiller: Im Alter von 93 Jahren starb die Schauspielerin in der Nacht zum Dienstag in Hamburg, wie ein Freund der Familie der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf Angehörige bestätigte.

Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung berichtet. «Meine Mutter starb heute Nacht im „Augustinum“ in Hamburg. Sie schlief im Beisein eines Pflegers friedlich ein», sagte Tillers Tochter demzufolge. Der Pfleger habe sie am frühen Morgen angerufen und über den Tod der Mutter informiert. Zu einem späteren Zeitpunkt werde es eine Seebestattung geben, «das war der Wunsch unserer Mutter. So wie es sich auch mein Vater gewünscht hatte. Das kann ein paar Monate dauern», sagte die Tochter demzufolge weiter.

Ihr Durchbruch als Edelprostituierte Rosemarie

Zu Tillers bekanntesten Filmen gehörte «Das Mädchen Rosemarie», in dem sie 1958 als Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt auf der Leinwand zu sehen war. Rolf Thieles Satire auf die Wirtschaftswunderzeit galt damals als Skandalfilm und lockte die Zuschauer in Scharen in die Kinos. Er lief beim Filmfest in Venedig und bekam in den USA einen Golden Globe. Für Tiller brachte die Rolle den internationalen Durchbruch: Sie drehte mit Kollegen wie Jean-Paul Belmondo, Jean Gabin, Yul Brunner, Rod Steiger und Curd Jürgens. Nach zahlreichen Kinofilmen, unter anderem mit ihrem Ehemann Walter Giller, arbeitete sie ab den 60er Jahren verstärkt fürs Fernsehen und am Theater.

«Mit Nadja Tiller verlieren wir einen der großen Stars des deutschsprachigen Nachkriegskinos, eine Schauspiellegende, die über viele Jahrzehnte die Film- und Fernsehlandschaft prägte», sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth laut Mitteilung in Berlin. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bezeichnete Tiller als «Grande Dame des Films». «Wir trauern um eine große Schauspielerin und sind in Gedanken bei ihren Lieben», schrieb er auf Twitter.

Sie war 55 Jahre mit Walter Giller verheiratet

Die gebürtige Wienerin hatte mit ihrem Mann bis 2008 ihren Hauptwohnsitz in Lugano. Nach rund 50 Jahren verkauften sie ihr Haus dort und zogen 2008 gemeinsam in den hohen Norden – nach Hamburg, wo Giller aufgewachsen war. In einer luxuriösen Seniorenresidenz am Hamburger Elbufer lebte das Paar Tür an Tür. Giller («Rosen für den Staatsanwalt») starb 2011. Den letzten gemeinsamen Filmauftritt auf der Leinwand hatte das Paar in Leander Haußmanns «Dinosaurier» (2009). Vier Jahre zuvor war Tiller in Til Schweigers Kinofilm «Barfuss» zu sehen.

Seit ihrem ersten Theaterengagement 1949 am Wiener Theater in der Josefstadt arbeitete die einstige «Miss Austria» (1949) als Schauspielerin und stand neben Film und Fernsehen auch immer wieder auf der Bühne. Am Ende sollten es mehr als 120 Filme und Serien werden. Ihre letzte Rolle spielte sie mit 87 Jahren in «My Fair Lady» am Theater in Braunschweig.

55 Jahre lang waren Tiller und Giller bis zu dessen Tod verheiratet. Beim Dreh zu «Schlagerparade» (1953) hatten sie sich kennengelernt. Nicht nur privat waren die beiden, die 1956 heirateten, ein Traumpaar – in rund 30 Filmen traten sie zusammen auf. Tiller mochte davon vor allem «Schloss Gripsholm» (1963). Giller und Tiller – immer wieder mussten die beiden Schauspieler beteuern, dass sie keine Künstlernamen tragen.

Er, der Komödiant und Charakterdarsteller, und sie, die Femme fatale. Auch als älteres Paar waren sie im Doppelpack gefragt: im TV-Film «Liebe wie am ersten Tag» (2005) als Liebespaar um die 70, im Henning-Mankell-Hörspiel «Begegnung am Nachmittag» (2008) als altes, getrennt lebendes Ehepaar.

Selbst Auszeichnungen erhielt das Paar, das zwei erwachsene Kinder hatte, zusammen: das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens, 2006 den Bambi für das Lebenswerk. In Neil Simons «Plaza Suite» stand das Ehepaar rund 600 Mal auf der Bühne. «Ich habe mich immer ein bisschen in Nadjas Schatten gesonnt, die in der ersten Reihe stand», sagte Giller mal in einem Interview. Das Geheimnis ihrer langen Liebe lag für ihn in «Vertrautschaft», wie er mal erklärte – «ein Mittelding zwischen Vertrauen und inniger Freundschaft».

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