Viele Deutsche haben Lust auf Urlaub. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Reiselust der coronamüden Menschen in Deutschland ist im dritten Pandemiejahr deutlich gestiegen. «Bereits jetzt ist sich mehr als jeder zweite Deutsche (57 Prozent) sicher, dieses Jahr in den Urlaub zu fahren.

Dieses entspricht 27 Prozent mehr als noch vor 12 Monaten», berichtete die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen von British American Tobacco (BAT) am Dienstag. «Nach mittlerweile zwei Jahren scheinen sich viele Bundesbürger an diese Situation gewöhnt zu haben und durch Maßnahmen der Reiseveranstalter ein wenig Sicherheit in unsicheren Zeiten zu verspüren.» Die Hoffnung der Tourismusbranche auf bessere Geschäfte nach harten Jahren wächst.

Die Stiftung ließ für ihre jüngste Tourismusanalyse nach eigenen Angaben im Dezember und Januar mehr als 3000 Menschen über 18 Jahren zu ihren Reisen im vergangenen Jahr und ihren Urlaubsplänen für dieses Jahr befragen. Demnach sagten immerhin schon 49 Prozent, dass sie 2021 wenigstens einmal die Koffer gepackt hätten, nachdem es 2020 im ersten Corona-Jahr nur gut jeder dritte war. «Damit ist der Wert zwar immer noch der zweitniedrigste seit der Wiedervereinigung, zeigt aber gleichzeitig auch, welch hohen Stellenwert Urlaub und Verreisen für die Bundesbürger (wieder) hat», lautet das Fazit der Stiftung.

«Die Bürger sind coronamüde und wollen nicht mehr rund um die Uhr mit der Pandemie konfrontiert werden. Sie sehnen sich nach Sonne, Strand und Meer, wollen wieder unterwegs sein und dabei möglichst die Unsicherheit daheimlassen», sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Ulrich Reinhardt. «Die Chancen hierfür stehen gut und mit einer hohen Impfquote und weniger Infektionen werden auch Reisewarnungen und Einschränkungen zurückgehen.»

Nach einer Umfrage der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) ist die Reiselust der Menschen zwar so groß wie seit langem nicht. Allerdings bremsen nach Einschätzung der FUR die Unwägbarkeiten der Pandemie die Umsetzung mancher Reiseträume. Die Nachfrage dürfte auch im laufenden Jahr geringer ausfallen als im Vergleich zur Vor-Coronazeit, hieß es der Mitte Januar veröffentlichten Analyse. Ausgegangen wird von etwa 60 Millionen Urlaubsreisen der Menschen hierzulande. Das wären geschätzt etwa 10 Millionen mehr als im vergangenen Tourismusjahr.

Steigende Buchungszahlen berichtete jüngst Branchenprimus Tui. «Wir sehen eine steigende Nachfrage, immer mehr Regierungen heben Beschränkungen auf», sagte Tui-Chef Fritz Joussen. Für Deutschland rechne man mit weitreichenden Erleichterungen vielleicht schon vor Ostern.

Hoffnung auf ein wiederbelebtes Geschäft zu Ostern machen sich auch die Flughäfen. «Es gibt eine große aufgestaute Nachfrage nach Urlaubsreisen. Die in vielen Ländern beschlossenen Lockerungen der Corona-Auflagen stimmen uns hoffnungsfroh», sagte Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV. Aktuell ist von einer Wiederbelebung noch wenig zu spüren, denn in der fünften Kalenderwoche (31.1. bis 6.2.) nutzten nur 1,26 Millionen Menschen die größeren Flughäfen in Deutschland. Das waren 33,9 Prozent des Aufkommens aus dem Vorkrisenjahr 2019.

Ein knappes Drittel der Befragten zieht es der BAT-Analyse zufolge 2022 ohnehin zu Zielen zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen. Innerhalb Europas steht traditionell Urlaub rund um das Mittelmeer auf der Wunschliste, allen voran Spanien und Italien, aber auch Griechenland, Frankreich oder die Türkei. Leichte Zuwächse werden bei Fernreisen erwartet, die besonders unter Reisebeschränkungen litten.

Urlaub im eigenen Land hat in Corona-Zeiten an Beliebtheit gewonnen. Gut die Hälfte aller Urlaubsreisen fand der BAT-Studie zufolge 2021 in Deutschland statt. Im Vor-Coronajahr 2019 waren es nur 34 Prozent. Dennoch konnte der Deutschland-Tourismus im vergangenen Jahr davon nur begrenzt profitieren. Wegen der Pandemie galten in einigen Bundesländern teilweise bis Juni 2021 Übernachtungsverbote für Privatreisende. Zudem fehlten Gäste aus dem Ausland, weil Messen sowie Events und Veranstaltungen abgesagt wurden. Das trifft vor allem den Städtetourismus hart.

«Wir rechnen damit, dass die Buchungszahlen wieder deutlich ansteigen, wenn die Regelungen gelockert werden und sich die Infektionslage bessert», zeigte sich Ingrid Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) unlängst zuversichtlich. Eine Rückkehr der Umsätze auf das Vorkrisenniveau von 2019 wird allerdings erst 2023 erwartet.

Vor allem der als kontaktarm geltende Campingurlaub findet der FUR zufolge in Corona-Zeiten neue Freunde. Noch nie waren demnach so viele Menschen in Deutschland an Ferien mit einem Wohnmobil (15 Prozent) oder im Caravan (12 Prozent) interessiert.

Auch die Anbieter von Ferienwohnungen und -häusern rechnen sich gute Chancen im laufenden Jahr aus. Die aktuellen Buchungszahlen stimmten zuversichtlich. «Die Küsten dürften auch in diesem Jahr wieder voll werden», sagte Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbandes unlängst.

Von Friederike Marx und Thomas Kaufner, dpa

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