Die deutschen Erdgasspeicher-Betreiber gehen davon aus, dass trotz der erneuten Drosselung der Liefermengen aus Russland weiter Gas eingespeichert werden kann.
Bei weiter hohen LNG-Importen sei sehr wahrscheinlich noch ein Füllstand von über 90 Prozent bis zum 1. November zu erreichen, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (INES), Sebastian Bleschke, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
Die Berechnung beruht auf der Annahme, dass der Gastransport durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 von diesem Mittwoch an fortlaufend bei nur noch 20 Prozent der maximalen Kapazität liegt. Fiele dieses Gas auch noch weg, müsse die Lage weitergehend bewertet werden, sagte Bleschke. Er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Gasflüsse über Nord Stream 1 bereits jetzt so stark reduziert seien, dass sie bei der Einspeicherung weniger stark ins Gewicht fielen. «Trotz reduzierter Gasflüsse auf der Nord Stream 1 wurde in den letzten Tagen in erheblichem Umfang eingespeichert», betonte er.
Am Montag waren die deutschen Speicher zu 66,8 Prozent gefüllt, neuere Daten liegen nicht vor. Die Bundesregierung will in einer Verordnung festschreiben, dass die deutschen Speicher am 1. November zu 95 Prozent gefüllt sein müssen. Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. An kalten Wintertagen werden bis zu 60 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland aus deutschen Speichern abgedeckt.
«Bereits bei der Vorlage der Gasspeicherfüllstandsverordnung war klar, dass ein erhöhtes Füllstandsziel von 95 Prozent in einzelnen Speichern technisch nicht mehr erreicht werden kann», sagte Bleschke weiter. Die technischen Einspeichermöglichkeiten seien mittlerweile in einzelnen Anlagen ein begrenzender Faktor. So dauere das Einspeichern von Gas in Porenspeichern viel länger als in Kavernenspeichern.
Laut Bleschke muss auch bei einem Füllstand von über 90 Prozent und bei auf 20 Prozent gedrosselten Gasflüssen über die Nord Stream 1 in einem normalen Winter mit Unterdeckungen gerechnet werden. «Das System wird dann nur über eine Reduktion der Nachfrage zum Ausgleich kommen.» Die Politik solle deshalb weiter an einer Nachfragesenkung arbeiten. «Die geplanten Auktionen zur Reduktion des Industriekundenverbrauchs sind dabei sicherlich ein ganz wichtiger Schritt.» Bei den Auktionen sollen industrielle Gasverbraucher nicht benötigtes Gas ab Beginn der Heizperiode über eine Plattform verkaufen können. Die Gasmengen sollen helfen, das Netz zu stabilisieren.