Die Fortsetzung des Kultstreifens «Top Gun», Tom Hanks in einer Elvis-Verfilmung und Kristen Stewart zwischen Horror-Gestalten: Das Filmfestival Cannes wartet mit großen Stars und vielversprechenden Filmen auf.
«Es sieht aus, als gebe es dieses Jahr eine großartige Auswahl», sagte das Jury-Mitglied Joachim Trier vorab der dpa. Gemeinsam mit anderen und unter der Leitung von Schauspieler Vincent Lindon wird der Regisseur entscheiden, wer beim Festival (17. bis 28. Mai) dieses Jahr den Hauptpreis Goldene Palme mit nach Hause nehmen wird.
Fünf Regisseurinnen im Wettbewerb
Viele Star-Regisseure kommen nach Frankreich. Im Wettbewerb sind David Cronenberg, Kirill Serebrennikow, die Brüder Dardenne und Park Chan-wook vertreten. Die Frauen sind dort wieder einmal in der Unterzahl. Gerade einmal fünf sind unter den bisher 18 Nominierten, darunter Claire Denis und Valeria Bruni Tedeschi.
Deutsche Regisseurinnen oder Regisseure sucht man vergebens. Insgesamt stehen 24 deutsche Koproduktionen auf dem Programm, davon drei im Wettbewerb.
Wer sticht heraus? Iris Berben ist im neuen Film vom früheren Palmen-Gewinner Ruben Östlund dabei. «Triangle of Sadness» ist angekündigt als Satire über die Modebranche. Auf die Liste der renommierten Nebenreihe «Un Certain Regard» ist die Österreicherin Marie Kreutzer mit «Corsage» gekommen, einem Historiendrama über die gealterte Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn.
Der bayerische Komponist Harold Faltermeyer hat außerdem wieder die Musik für die Fortsetzung des Kultfilms «Top Gun» gemacht. «Top Gun: Maverick», in dem Tom Cruise erneut die Hauptrolle spielt, führt über 30 Jahre später die Geschichte des Flieger-Asses Maverick fort. Der 59-jährige Cruise wird genauso auf dem roten Teppich erwartet wie Tom Hanks, der in einer Filmbiografie über Elvis Presley von Baz Luhrmann mitspielt.
Viel Glamour und Stars an der Croisette
Und auch der Cast von «Crimes of the Future», dem ersten Film von Regisseur David Cronenberg seit acht Jahren, bringt Glamour an die Côte d’Azur: Kristen Stewart, Léa Seydoux und Viggo Mortensen gehören dazu. Letzterer spielt in dem Science-Fiction-Film einen Mann, der sich vor einem Publikum neu gewachsene Organe entfernen lässt.
«Body Horror» lautet das Stichwort: Cronenberg hat dieses Film-Genre, in dem es um verstörende Veränderungen des Körpers geht, mit bekannt gemacht. Und so hat er in seinem neuen Film der Menschheit die Möglichkeit gegeben, ihre Körper nach Belieben zu verändern und Transformationen zu unterziehen.
Los geht es aber erst einmal mit einem Eröffnungsfilm, der schon vor dem Festivalstart für Aufsehen sorgte. Die Zombiekomödie des Franzosen Michel Hazanavicius («The Artist») trägt jetzt wegen des Krieges in der Ukraine einen anderen Titel als ursprünglich geplant. Nach Beschwerden aus der Ukraine hatte sich Hazanavicius bereiterklärt, «Z (comme Z)» umzubenennen in «Coupez!». Das «Z» erinnerte an das Zeichen auf russischen Panzern und wurde in der internationalen Öffentlichkeit zu einem Symbol für die Unterstützung des russischen Angriffskrieges. Wird der Krieg darüber hinaus Thema beim Festival sein?
Und was ist eigentlich mit Corona? Ein Erbe aus der Pandemie-Version vergangenes Jahr ist geblieben: Das Festival hat sich digitalisiert, die Kinotickets lassen sich anders als früher weiterhin online kaufen. «Allen Teilnehmern wird dringend empfohlen, eine Maske im Palais und den Kinosälen zu tragen», hieß es außerdem von den Veranstaltern vorab. Cannes konnte 2020 nicht stattfinden und wurde 2021 vom Mai in den Juli verschoben.
Nun sehnen sich wohl alle nach Normalität. Zurück in die Kinos und an den Strand. Und auf Partys? Sicher werde wieder gefeiert, ist sich Regisseur Trier sicher. Jeder werde einen überzeugen wollen, Party zu machen, sagte er. «Aber der Trick ist, früh heimzugehen.» Anders sei ein straffes Programm mit mehreren Filmen pro Tag gar nicht zu schaffen. Fest steht für ihn aber in jedem Fall: «Es ist eine Ehre, und ich freue mich sehr darauf.»