Auch am dritten Tag nach dem teilweisen Ausfall von Zahlterminals bleiben die Probleme im deutschen Einzelhandel bestehen.
Die Störung bei Verifone-Bezahlterminals, von der alle Netzbetreiber betroffen seien, dauere an, teilte der Zahlungsdienstleister Concardis am Freitag in Eschborn mit. Auch die Einzelhändler Aldi-Nord, Netto und Edeka bestätigten, dass das am Dienstagabend durch einen Softwarefehler ausgelöste Problem bei Zahlungen per Giro- oder Kreditkarte weiter bestehe.
Der US-Hersteller selbst verwies am Freitag nur auf seine Aussagen vom Vortag: «Wir werden in Kürze ein Software-Update bereitstellen, um das Problem zu beheben, und werden unsere Kunden informieren, sobald dieses verfügbar ist.» Der betroffene Terminal-Typ H5000 wird den Angaben zufolge hauptsächlich in Deutschland eingesetzt.
Der Chef der Verbraucherzentrale in NRW, Wolfgang Schuldzinski, machte in der «Rheinischen Post» auf die Auswirkungen für Bürger aufmerksam: «Es ist für Verbraucher schon schwierig genug, wenn sie auf einmal ihren Einkauf nicht mehr bargeldlos zahlen können, weil ja keineswegs jeder immer genügend Bargeld bei hat.» Hinzu komme, dass die Systeme – wegen der immer geringeren Zahl an Bankfilialen – auch oft zum Abheben von Bargeld genutzt werden. Dies könne Menschen in arge Bedrängnis bringen, sagte Schuldzinski.
Noch keine endgültige Lösung in Sicht
Der Zahldienstleister Payone betreibt bundesweit 60.000 der Geräte, von denen jedoch nicht alle von dem Problem betroffen sind. Wie eine Sprecherin mitteilte, ist immer noch keine endgültige Lösung in Sicht. Ein Austausch der Bezahlterminals könne daher auch noch nicht ausgeschlossen werden. Von Concardis hieß es: «Von unserer Seite als Netzbetreiber und Zahlungsdienstleister tun wir alles, um nicht mehr funktionsfähige Verifone-H5000-Bezahlterminals bei unseren Händlerkunden schnellstmöglich auszutauschen und Alternativgeräte zur Verfügung zu stellen». Das könne jedoch einige Tage in Anspruch nehmen.
Payone hatte nach ersten Analysen den Verdacht geäußert, dass der Ausfall der Geräte durch einen Zertifikatsfehler innerhalb bestimmter Versionen der von Verifone bereitgestellten Software ausgelöst worden sein könnte. Der US-Hersteller machte hierzu bis Freitag keine Angaben. Laut dem Bundesverband der electronic Cash-Netzbetreiber (BECN) hat Verifone den Fehler jedoch bereits identifiziert: «Aktuell arbeitet der Terminalhersteller daran, Maßnahmen zur Behebung des Fehlers einleiten zu können», hieß es auf der Internetseite des Verbands.
Digitales Zertifikat
Bei einem digitalen Zertifikat handelt es sich um einen Echtheitsnachweis, der die Identität eines Rechners oder eines elektronischen Geräts bestätigt. Damit wird im Fall der Kassensysteme die Kommunikation zwischen dem Bezahlterminal und dem Kassenserver abgesichert. Auch der Datenfluss zwischen den Wartungsrechnern und den Terminals kann ohne ein gültiges Zertifikat nicht fließen, da Username und Passwort zum Login allein nicht ausreichen.
Der Sicherheitsexperte Scott Helme hatte bereits vor zwei Jahren vor einem Szenario gewarnt, bei dem Zertifikate im Internet der Dinge unbemerkt ablaufen und es dadurch zu großflächigen Störungen kommen kann. In einem Blogbeitrag verwies er damals auch auf Störungen durch Zertifikatefehler bei US-Zahlungsdienstleistern.
Das betroffene Kartenterminal H5000 von Verifone war zur Markteinführung auch vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik überprüft und für den Einsatz im Handel zertifiziert worden.