Fahrgäste warten auf einem Bahnsteig im Berliner Hauptbahnhof. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Carsten Koall/dpa)

Nach dem mehr als fünftägigen Streik bei der Deutschen Bahn können Reisende im Verlauf des Dienstags wieder mit einem weitgehend normal funktionierenden Zugverkehr rechnen.

Die Bahn hatte bereits am Montag damit begonnen, Zugpersonal und Fahrzeuge dorthin zu befördern, wo sie zum regulären Betriebsstart gebraucht wurden. So soll der Zugbetrieb nach Streik-Ende um 2.00 Uhr in der Nacht zu Dienstag schnell wieder anlaufen.

Die Bahn erwartet, dass die Züge im Fernverkehr mit ICE und Intercity überwiegend nach Fahrplan fahren. Das ist auch im Regionalverkehr und bei den S-Bahnen das Ziel. «Dennoch kann es im Laufe des Tages noch zu Unregelmäßigkeiten kommen», teilte die Bahn mit. Fahrgäste sollten sich online informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt.

Der Personenverkehr in Deutschland ist seit Donnerstagfrüh durch den Streik stark eingeschränkt, der Güterverkehr seit Mittwochnachmittag. Erstmals im aktuellen Tarifstreit zog sich der Streik über ein ganzes Wochenende. Die Bahn hatte eigenen Aussagen zufolge über das Wochenende zumindest jeden dritten Fernzug planmäßig fahren lassen. Im Regional- und S-Bahnverkehr war ein Grundangebot von 40 Prozent der Züge unterwegs.

Eine Annäherung zwischen beiden Seiten ist allerdings nicht in Sicht. «Nach dem Streik ist vor dem Streik», sagte der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, am Montag vor Mitgliedern am Berliner Hauptbahnhof. Das Management der Bahn habe es in der Hand, ob es einen weiteren Arbeitskampf gebe.

Weselsky forderte ein Angebot, dass es der Gewerkschaft ermöglicht, einen Tarifvertrag für sämtliche Mitglieder in den verschiedenen Betrieben der Bahn abzuschließen. Er verlangte für die Beschäftigten außerdem Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von diesem Jahr an, eine Corona-Prämie sowie den Fortbestand des bisherigen Betriebsrentensystems.

Die Bahn hatte vergangene Woche ein Angebot unter anderem mit einer kürzeren Tariflaufzeit von 36 statt 40 vorgelegt. Außerdem stellte sie noch für dieses Jahr eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro in Aussicht. Weselsky lehnte das Angebot ab.

Die Bahn wolle die GDL auf Lokführer und Zugbegleiter beschränken und dieser verweigern, Tarifverträge für die Werkstatt und Verwaltung abzuschließen, sagte Weselsky. Hier würden Grundrechte tangiert.

Die GDL war am Wochenende erneut von mehreren Seiten für den Streik kritisiert worden, unter anderem vom Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Reiner Hoffmann. Dieser hatte der GDL vorgeworfen, «dass hier eine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre partikularen Interessen gegen das Gesamtinteresse aller anderen Bahn-Beschäftigten durchsetzt».

Weselsky wies das am Montag zurück. Er wünsche sich, dass auch ein Vorsitzender eines Dachverbandes von Gewerkschaften Ursache und Wirkung im Blick behalte. Der DGB-Chef sei derjenige gewesen, der das Tarifeinheitsgesetz initiiert habe. Und jetzt werde der GDL vorgeworfen, für mehr Mitglieder zu werben.

Das Tarifeinheitsgesetz ist 2015 in Kraft getreten und sieht vor, dass in einem Unternehmen mit zwei Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet wird. Bei der Bahn ist das aus Sicht des Konzerns in den meisten Betrieben die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG.

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