Eine Studie der deutsch-schwedischen Allbright-Stiftung sieht wachsende Konkurrenz um Topmanagerinnen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Annette Riedl/dpa)

Frauen kommen in der Topetage großer, internationaler börsennotierter Unternehmen in Deutschland einer Studie zufolge am besten voran. Zum Stichtag 1. September 2022 hatten erstmals drei Dax-Konzerne ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand – Continental, Fresenius Medical Care und Siemens Healthineers, wie aus der Untersuchung der gemeinnützigen Allbright-Stiftung hervorgeht. Bei Beiersdorf, Deutscher Telekom und Mercedes-Benz liege der Anteil bei 40 Prozent.

Mehr als die Hälfte der 160 Unternehmen aus den Börsenindices Dax, MDax und SDax hat demnach aber nach wie vor keine Frau im Vorstand, fast alle sind kleine und mittlere Unternehmen aus SDax und MDax.

«Mehr denn je geht es jetzt darum, sich neu und besser aufzustellen und sich dafür die besten Köpfe zu sichern – auch und gerade die weiblichen», mahnten Stiftungs-Geschäftsführer Wiebke Ankersen und Christian Berg. Den Dax-Unternehmen gelinge das zurzeit am besten. Für mittlere und kleinere Unternehmen, die noch keine Frau im Vorstand hätten, werde es dagegen schwieriger. «Denn der Trend, dass Top-Managerinnen bevorzugt Unternehmen wählen, in denen es schon Frauen im Vorstandsteam gibt, bestätigt sich auch in diesem Jahr.»

Nur leichter Zuwachs

Der Frauenanteil in der Topetage der 160 Unternehmen aus Dax, MDax und SDax stieg den Angaben zufolge innerhalb eines Jahres nur leicht um 0,8 Prozentpunkte auf 14,2 Prozent. Der Zuwachs sei allein auf die 40 Dax-Konzerne zurückzuführen. Der Anteil der Top-Managerinnen legte dort um 2,8 Prozentpunkte auf 20,2 Prozent zu. Unter den neu rekrutierten Mitgliedern der Topetage lag er sogar bei 40 Prozent.

Bei den mittelgroßen Unternehmen des MDax stagnierte der Frauenanteil demnach in den Vorständen bei 11,3 Prozent, bei kleineren Firmen im SDax bei 10,4 Prozent. Diesen Unternehmen sei es im vergangenen Jahr häufig nicht gelungen, ausscheidende Top-Managerinnen durch Kolleginnen zu ersetzen, hieß es in der Studie.

An der Vorstandsspitze sind Frauen weiterhin eine Ausnahme. Die Zahl weiblicher Vorsitzender stieg im Vorjahresvergleich von 8 auf 9. Nach dem 1. September wurde noch Carla Kriwet zur Vorstandschefin des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care befördert. Mittelfristig sieht die Stiftung aber Chancen für mehr Managerinnen an der Spitze. Jede vierte der neuen Frauen im Vorstand sei zuletzt für das Finanzressort rekrutiert worden. Dieser Posten sei in der Vergangenheit häufiger Sprungbrett für den Vorstandsvorsitz gewesen.

Gesetz zeigt Wirkung

Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen bei der Neubesetzbesetzung in dem Gremium inzwischen darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Topetage sitzt. Das Mindestbeteiligungsgebot gilt bei Bestellungen ab dem 1. August 2022.

Nach Einschätzung von Bundesfrauenministerin Lisa Paus wirkt das Gesetz. Bereits vor dessen Inkrafttreten hätten die Unternehmen mehr Vorständinnen berufen. «Und dennoch können wir uns auf den Erfolgen nicht ausruhen», mahnte die Grünen-Politikerin in einem Schlusswort.

International hinken selbst die Dax-Konzerne der Studie zufolge teilweise hinterher. So liege der Frauenanteil in der Topetage der 40 größten Börsenunternehmen in den USA bei 31 Prozent, gefolgt von Großbritannien (27,9 Prozent) und Schweden (26,5 Prozent).

Die deutsch-schwedische Allbright-Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.

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