Dank einer kräftigen Erholung von Technologie- und Immobilienwerten ist es am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte aufwärts gegangen. Rückenwind gaben Aussagen des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank (EZB) Philip Lane. Sie stützten die Hoffnung auf eine künftig weniger aggressive Zinspolitik. Am Nachmittag kam außerdem Unterstützung von den US-Börsen. Auch dort legten vor allem Technologieaktien zu.
Der deutsche Leitindex Dax schloss am Mittwoch 1,23 Prozent höher bei 15.328,78 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte stieg um 1,21 Prozent auf 26.884,10 Punkte und auch die wichtigsten europäischen Börsen sowie die US-Börsen legten zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um 1,51 Prozent auf 4231,27 Zähler.
Philip Lane hatte in einem Interview der Wochenzeitung «Die Zeit» gesagt, die EZB erwarte einen «raschen Rückgang der Inflation». Nach den jüngsten Kursturbulenzen und den Sorgen um den Bankensektor kamen derlei Äußerungen den Optimisten gerade recht.
Auf Unternehmensseite halfen die Aussagen des EZB-Chefvolkswirts vor allem den Immobilienwerten in Europa. Der stark kreditfinanzierten Branche machen die steigenden Zinsen und die Inflation zu schaffen. Der europäische Branchenindex, der tags zuvor noch auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober gefallen war, nahm am Mittwoch den zweiten Platz in der Sektorübersicht nach den Technologiewerten ein.
Die Aktien des Wohnimmobilienunternehmens Vonovia machten mit einem Kurssprung von 5,7 Prozent ihre Vortagesverluste weitgehend wett. Im MDax erholten sich TAG Immobilien mit plus 6,8 Prozent etwas. Zudem schlossen die Papiere von Aroundtown nach einem weiteren Rekordtief an diesem Morgen letztlich leicht im Plus. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist rechnet im laufenden Jahr mit einem deutlichen Rückgang beim operativen Ergebnis. Für 2022 will er zudem keine Dividende zahlen. Erst für 2023 soll es wieder eine geben.
Angehobene Geschäftsjahresziele durch Infineon sowie eine besser als erwartete Quartalsprognose des größten US-Speicherchip-Herstellers Micron beflügelten derweil die europäische Halbleiterbranche. Infineon stiegen um 6,9 Prozent, im MDax rückten die Papiere des Ausrüsters Aixtron um 4,8 Prozent vor. Börsianer werteten vor allem die Aussagen des US-Konzerns als Signal, dass das Schlimmste im Sektor vorüber sein könnte.
Adidas (plus 3,7 Prozent) und Puma (+3,2 Prozent) profitierten von einem überzeugenden Quartalsbericht und Ausblick des nordamerikanischen Sportartikelherstellers Lululemon. Dass der kuwaitische Staat gut ein Viertel seiner Mercedes-Aktien verkauft, setzte dagegen die Papiere des Autobauers unter Druck. Sie verloren am Dax-Ende 2,1 Prozent.
Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,0833 US-Dollar gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0847 (Dienstag: 1,0841) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9219 (0,9224) Euro.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen stiegen. Die Umlaufrendite fiel dabei von 2,32 Prozent am Vortag auf 2,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,23 Prozent auf 126,38 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,26 Prozent auf 135,57 Zähler nach.