Ein Sendemast in Visselhövede (Niedersachsen) vor dem Sternenhimmel. Der Sender Visselhövede ist eine Sendeanlage für Hörfunk und Fernsehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Reinhardt/dpa)

Deutschlands führender Betreiber von Radio-Sendeanlagen warnt vor der völligen Abschaltung der UKW-Technik zugunsten von DAB+.

«Am Ende ist DAB+ eine Brückentechnologie: Ende der 2030er, in den 2040er Jahren wird es in der Masse bloß noch Streaming geben», sagte der Geschäftsführer von Uplink Network, Michael Radomski, in Düsseldorf der Deutschen Presse-Agentur.

Sein Unternehmen betreibt 800 UKW-Sender und 10 DAB+-Sender. UKW und DAB+ seien kompatibel und hätten verschiedene Stärken, so Radomski. Für kleinere Sendegebiete von Privatsendern sei UKW ideal. DAB+ habe seine Stärke in der großen überregionalen Reichweite. «Wenn eine Entweder-oder-Politik gemacht wird, dann ist es eine Bedrohung der Medienvielfalt und der Medienpluralität in Deutschland.»

Seit Jahren gibt es eine Debatte um eine zeitnahe Abschaltung der Ultrakurzwelle. Zu Beginn der Woche hatte Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue betont, dies sei durch die Energieverteuerung zu einem immer drängenderen Thema geworden: «Wir werden uns auf Dauer zwei terrestrische Verbreitungswege nicht leisten können. Die Zeichen stehen deutlicher darauf als noch vor zwei, drei Jahren.» Raue hatte auf die «aktuellen Krisen und die immensen Preissteigerungen» verwiesen und UKW als «Energiefress-Maschine» bezeichnet.

Antworten gibt auch der Markt

Radomski konterte: «Es werden immer ganz viele Argumente angeführt, warum DAB+ besser wäre. Aber viele Antworten auf offene Fragen gibt uns ja der Markt. Wenn DAB+ so vorteilhaft wäre, dann würden die Leute doch von selber alle ihr UKW-Radio wegschmeißen und DAB+-Radios kaufen und kein UKW mehr hören. Aber das Gegenteil ist der Fall.» Die Senderbetreiber nutzten auch Möglichkeiten, die Energiekosten für UKW zu senken. Der Uplink-Network-Chef betonte zugleich, seine Firma sei völlig technologieoffen. «Wir bauen derzeit viele DAB+-Anlagen.»

Dennoch sei ein vorschnelles UKW-Aus nicht sinnvoll, auch mit Blick auf Anforderungen des Katastrophenschutzes, so Radomski. «Wir haben je nach verschiedenen Studien 90 bis 150 Millionen UKW-Radios im Markt, die laufen. Selbst die Bundesregierung empfiehlt für den Krisenfall, dass man neben Wasser, Mehl und Trockennahrung ein batteriebetriebenes UKW-Radio zuhause haben sollte. Nie wieder wird ein Medium in Deutschland die technische und tatsächliche Reichweite haben wie UKW. Nie wieder. DAB+ kann nicht im Ansatz daran reichen.»

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