Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp hat im vergangenen Geschäftsjahr 2021/22 seine selbstgesteckten Ziele übertroffen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp erwartet nach einem Milliardengewinn im vergangenen Geschäftsjahr eine erhebliche Abkühlung der Geschäfte. Sinkende Stahlpreise und steigende Kosten, insbesondere für Materialien und Energie dürften 2022/23 Umsatz und Gewinn sinken lassen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Essen mit.

Das Management um Konzernchefin Martina Merz rechnet für das laufende Geschäftsjahr (per Ende September) mit einem deutlichen Umsatzrückgang. Neben den Preiseffekten mache sich dabei auch der Verkauf von Geschäftsteilen bemerkbar. Im Vorjahr waren die Erlöse noch um gut ein Fünftel auf 41,1 Milliarden Euro geklettert. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll auf einen Wert im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen Euro-Bereich sinken, nach 2,1 Milliarden Euro 2021/22. Beim Jahresüberschuss will Thyssenkrupp mindestens eine «schwarze Null» erreichen.

Gewinnsprung nach Verlust im Vorjahr

Im vergangenen Jahr hatte Thyssenkrupp im Stahl- sowie im Handelsgeschäft von erheblichen Preissteigerungen profitiert und unter dem Strich einen Gewinnsprung auf 1,2 Milliarden Euro erzielt, nachdem im Vorjahr noch ein kleiner Verlust angefallen war. Für Aktionäre bedeutet dies das Ende einer langen Durststrecke. Nach drei Jahren Ausfall will Thyssenkrupp erstmals wieder eine Dividende zahlen. Vorgeschlagen werden 0,15 Euro je Aktie.

«Die Zahlen zeigen: Wir haben gute Fortschritte gemacht beim Umbau von Thyssenkrupp und konnten die operative Leistungsfähigkeit der Geschäfte deutlich steigern», sagte Vorstandschefin Merz. «Unser Schwung beim Veränderungsprozess wurde zwar gebremst, aber wir haben drei externe Schocks – Pandemie, Halbleitermangel und Krieg – vergleichsweise robust wegstecken können.» Finanzvorstand Klaus Keysberg sagte: «Die Zeit des Notfall-Managements liegt weitgehend hinter uns und wir kommen nun immer mehr zu dem, was für jedes Management Alltagsgeschäft ist: die Verbesserung der Produktivität in allen Stufen der Wertschöpfungsketten.»

Die Thyssenkrupp AG hat rund 200.000 Eigentümerinnen und Eigentümer. Größte Einzelaktionärin ist die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit einem Anteil von rund 21 Prozent. Auf weitere Großanleger und Aktionäre mit größeren Beständen entfallen etwa 64 Prozent. Privatanleger halten rund 15 Prozent des Grundkapitals.

Die Krupp-Stiftung begrüßte die Dividendenpläne. «Das Unternehmen hat das Potenzial, wieder nachhaltig wettbewerbs- und damit langfristig dividendenfähig zu werden», hieß es in einer Mitteilung.

Abbau von Arbeitsplätzen

Neben den höheren Preisen trug im vergangenen Geschäftsjahr auch das laufende Restrukturierungsprogramm Früchte. Dieses sieht unter anderem auch die Streichung von insgesamt knapp 13.000 Stellen vor. Davon seien inzwischen fast 10.000 Arbeitsplätze abgebaut worden. «Die für den Umbau notwendige Restrukturierungsphase lassen wir so langsam hinter uns und können uns auf fokussierte und „normale“ Produktivitätssteigerungen konzentrieren», kommentierte Personalvorstand Oliver Burkhard.

Das Unternehmen will sein Stahlgeschäft weiter eigenständig aufstellen. Die Vorbereitungen dafür würden weiter vorangetrieben. Merz sagte, dass derzeit nicht zu erwarten sei, eine eigenständige Aufstellung im nächsten Jahr schon umsetzen zu können. Für das Wasserstoffgeschäft Nucera bevorzugt Thyssenkrupp einen Börsengang – abhängig vom Kapitalmarktumfeld. Merz betonte, dass Nucera einen Börsengang nicht brauche, um das Wachtsum zu finanzieren.

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