Queen Elizabeth II. im Jahr 2019 auf dem Thron in Westminster. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Victoria Jones/Press Association/dpa)

Es ist selten, dass sich Queen Elizabeth II. direkt an ihr Volk wendet. Besonders am 6. Februar, dem Todestag ihres Vaters und damit Jahrestag ihrer Thronbesteigung, mag sie es ruhig und abgeschieden.

Doch dieses Jahr ist anders. Zwar verbringt die 95 Jahre alte Königin den Tag auch diesmal auf ihrem ostenglischen Landsitz Sandringham. Doch was der Buckingham-Palast am Vorabend ihres 70-jährigen Jubiläums in die Welt schickt, hat es in sich: Camilla, die Frau von Prinz Charles, soll auf ausdrücklichen Wunsch der Monarchin eines Tages Queen genannt werden. Außerdem macht Elizabeth II. ihrem Volk in seltener Klarheit ein neues Versprechen.

Elizabeths Vater Georg VI. starb am 6. Februar 1952, dadurch wurde seine älteste Tochter zur Königin. Keine Monarchin und kein Monarch war länger auf dem Thron des Vereinigten Königreiches als sie.

Charles und Camilla «berührt und geehrt»

«Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass Camilla, wenn die Zeit dafür gekommen ist, als „Queen Consort“ bekannt sein wird», schrieb Elizabeth II. in ihrem am Samstagabend veröffentlichten Statement. Prinz Charles und Herzogin Camilla reagierten «berührt und geehrt».

Dass die Ehefrauen von Königen als «Queen Consort» gekrönt werden, ist eigentlich die Regel. Dies war auch bei der Mutter und Großmutter der heutigen Queen der Fall. Im Fall von Camilla, die vor Jahrzehnten für das Aus der Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana verantwortlich gemacht wurde, war die Frage jedoch lange strittig.

Rund um Charles‘ und Camillas Hochzeit vor 17 Jahren wurde öffentlich heiß diskutiert, ob Camilla den Titel eines Tages tragen soll oder nicht. Insidern zufolge soll Camilla selbst lange geplant haben, sich «Princess Consort» zu nennen, wenn ihr Mann auf den Thron folgt. Experten zufolge wäre die Herzogin von Cornwall – so ihr heutiger offizieller Tital – allerdings ohnehin rechtlich Königin geworden, wenn nicht zuvor eine entsprechende Gesetzesänderung auf den Weg gebracht würde, die das verhindert.

Camilla hat sich etabliert

Mit ihrem öffentlichen Statement hat Queen Elizabeth II. nun die Position Camillas im britischen Königshaus auf eine neue Stufe gestellt. In den vergangenen Jahren ist diese beim britischen Volk immer beliebter geworden und hat sich als prominentes Mitglied der Royal Family etabliert. Die 74-Jährige gilt als nahbar bei öffentlichen Auftritten, bodenständig und humorvoll. Der frühere Royal-Korrespondent der BBC, Peter Hunt, bezeichnete die Nachricht der Queen als außergewöhnlich. Sie mache damit die Monarchie zukunftssicher. Und. «Für Camilla ist der Weg von der dritten Person in einer Ehe zur zukünftigen Queen abgeschlossen.»

Außergewöhnlich ist auch das Versprechen, das die Queen – so deutlich zum ersten Mal seit mehr als sieben Jahrzehnten – ihrem Volk gibt. «Es macht mir Freude, das Versprechen zu erneuern, das ich 1947 gegeben habe, dass mein Leben immer dem Dienen gewidmet sein wird», schrieb sie. Seit Jahrzehnten gilt die Erklärung, die die Queen 1947, also noch vor Beginn ihrer Regentschaft abgab, als Versprechen, dass sie nicht vor Ende ihres Lebens abdanken will. Die damalige Prinzessin sagte in einer Ansprache: «Ich erkläre, dass mein ganzes Leben, mag es kurz oder lang sein, dem Dienen gewidmet sein soll.»

Missbrauchsskandal überschattet Jubiläum

Überschattet wurde das Jubiläumswochenende wieder einmal vom Missbrauchsskandal um den zweitältesten Queen-Sohn Prinz Andrew. Der Royal soll Medienberichten zufolge im März in London unter Eid zu den Missbrauchsvorwürfen vernommen werden. Schon lange hält sich die Sorge, dass der anstehende Prozess in den USA ausgerechnet jenes Jahr überschatten könnte, in dem sich die Monarchie eigentlich ausgiebig bejubeln lassen wollte.

Im ganzen Land zelebriert werden soll das Rekord-Jubiläum mehrere Tage lang Anfang Juni. Doch ganz ohne Feiern kam die Queen in Sandringham an diesem Wochenende auch nicht aus. Bei einem Empfang mit Ehrenamtlichen und Bürgerinnen und Bürgern aus der Gegend schnitt sie bereits am Samstag einen Kuchen an. Dass das Emblem auf der Torte für sie selbst auf dem Kopf stand – dafür perfekt in Richtung der Pressefotografen ausgerichtet – machte der Königin nicht viel aus. «Ich zähle nicht», lautete ihr amüsierter Kommentar.

Von Larissa Schwedes, dpa

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