Die Volkswagen-Tochter Audi wagt angesichts des Ukraine-Kriegs keine Prognose für dieses Jahr. Finanzvorstand Jürgen Rittersberger sagte in Ingolstadt: «Im März und im April sehen wir deutliche Belastungen auf der Produktionsseite.»
Wie das im zweiten Halbjahr aufzuholen sei und wie sich der Krieg noch auf die Weltwirtschaft auswirke, sei derzeit nicht absehbar.
Audi hat bisher alle kundenspezifischen Kabelbäume für die in Europa gebauten Autos aus der Ukraine bezogen. «Das wird uns noch viele Wochen Kopfzerbrechen machen», sagte Einkaufschef Dirk Große-Loheide. «Wir stehe seit ungefähr zehn Tagen in der Fertigung.» Aus Rumänien kämen jetzt erste Ersatzlieferungen. Weitere sind aus Ungarn, Tunesien, Marokko, China und Mexiko geplant. Der Einkaufsvorstand geht deshalb «davon aus, dass wir kurzfristig wieder anlaufen können, und das auch relativ stabil».
Vorstandschef Markus Duesmann äußerte Bewunderung für Zulieferer in der Ukraine, die versuchten weiter zu produzieren: «In Laufweite zu einem Bunker wird dort weiter produziert, teilweise in drei Schichten. Das macht mich sprachlos, in welchen Umfang die Ukrainer dort agieren.»
Nur die Audi-Produktion in Bratislava steht
Die Versorgung mit Halbleitern ist etwas besser geworden. Im Januar und Februar habe Audi ordentlich produzieren können, sagte Rittersberger. Im zweiten Halbjahr sei eine weitere Entspannung zu erwarten. Große-Loheide betonte, die Krise sei noch nicht vorbei, Halbleiter blieben knapp, «aber wir beherrschen es». Wegen fehlender Chips steht derzeit nur die Audi-Produktion in Bratislava.
Im vergangenen Jahr hatte Audi wegen fehlender Halbleiter 1,7 Millionen Autos verkauft, aber 53 Milliarden Euro Umsatz und ein Rekordergebnis von 5,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen habe Rabatte streichen und seine «Premiumpreis-Strategie» durchsetzen können, sagte Vertriebschefin Hildegard Wortmann. Zu dem guten Ergebnis trug Lamborghini mit gerade mal 8405 verkauften Sportwagen fast 400 Millionen Euro bei. Die operative Umsatzrendite des Audi-Konzerns samt China-Geschäft lag bei 12,5 Prozent.
Während der Konkurrent BMW auf Technologieoffenheit setzt, forderte Duesmann «Technologieklarheit» in der Autoindustrie. Audi setze auf das Batterieauto. In vier Jahren will Audi mehr als 20 vollelektrische Modelle im Angebot haben und sein letztes neues Verbrenner-Modell auf den Markt bringen. In China, wo das Unternehmen vergangenes Jahr rund 700.000 Autos verkauft hat, beginnt Audi dieses Jahr mit dem Bau einer E-Autofabrik. Außerdem will Duesmann die Entwicklung in der Volksrepublik ausbauen, um besser auf die Wünsche chinesischer Kunden reagieren zu können.