Der Dax hat am Donnerstag angesichts des sich weiter zuspitzenden russischen Kriegs gegen die Ukraine seine Talfahrt beschleunigt. Nach einer kurzen Stabilisierung infolge freundlich gestarteter US-Börsen gab der deutsche Leitindex sein kleines Erholungsplus rasch wieder ab und sackte unter 13.700 Punkte.
Mit einem Abschlag von 2,16 Prozent auf 13.698,40 Punkte ging das Börsenbarometer nur ganz knapp über seinem Tagestief aus dem Handel. Der MDax büßte 2,47 Prozent auf 30.332,88 Zähler ein. Ähnlich düster sah es in ganz Europa aus, wobei der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 2,06 Prozent auf 3741,78 Punkte nachgab. In den USA verlor der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 0,4 Prozent. Die technologielastigen Nasdaq-Börsen büßten rund ein Prozent ein.
Laut Emmanuel Macron steht der Ukraine das Schlimmste noch bevor. Wie es in Paris nach einem Gespräch des französischen Staatspräsidenten mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin hieß, ist es dessen klares Ziel, das gesamte osteuropäische Land unter seine Kontrolle zu bringen. Die leise Hoffnung, die es wegen der aktuell erneut laufenden Gespräche zwischen Russland und der Ukraine über eine Waffenruhe zeitweise gab, ist aktuell einer großen Skepsis gewichen.
Die Berichtssaison trat angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Lage in der Ukraine in den Hintergrund. Dennoch konnte sich die Aktie von Merck als einzige im Dax im Plus halten. Sie legte im schwer eingetrübten Marktumfeld um 1,3 Prozent zu und profitierte vor allem vom optimistischen Geschäftsausblick des Pharma- und Spezialchemieherstellers.
Schlusslicht im Leitindex war die RWE-Aktie mit minus 8,6 Prozent, während im MDax zugleich das Uniper-Papier um 17,6 Prozent absackte und dort die rote Laterne hielt. Der Krieg in Osteuropa hat schwerwiegende negative Folgen für die Geschäftsverbindungen vieler Unternehmen in Russland und der Ukraine. Uniper etwa ist ein bedeutender Importeur von Erdgas aus Russland und hat zudem die nun vor dem Aus stehende Gaspipeline Nord Stream 2 mit knapp einer Milliarde Euro mitfinanziert.
Mit einem Minus von etwas mehr als acht Prozent zeigte sich auch die Lufthansa-Aktie sehr schwach. Nach zwei verlustreichen Pandemiejahren stellt sich die Fluggesellschaft wegen des Krieges und damit auch angesichts der rasant steigenden Treibstoffpreise auf weiter schwierige Zeiten ein. Sehr schwach waren zudem ProSiebenSat.1 und Evonik, die ebenfalls Zahlen vorgelegt hatten.
Dagegen konnten sich die Anteile von Kion und Ströer sehr gut im Plus halten mit 4,3 Prozent beziehungsweise 2,3 Prozent. Der Gabelstapler-Hersteller Kion profitierte im vergangenen Jahr von einer großen Nachfrage nach Logistik-Fahrzeugen und blickt zuversichtlich auf 2022. Der Außenwerber Ströer meldete ebenfalls starke Zahlen und rechnet dank dieser Dynamik für das laufende erste Quartal mit einem überdurchschnittlich starken Wachstum.
Der Euro sank am Abend auf 1,1050 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1076 (Mittwoch: 1,1106) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9029 (0,9004) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,17 Prozent am Vortag auf minus 0,08 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,45 Prozent auf 143,00 Punkte. Der Bund-Future legte am Abend um 0,05 Prozent auf 169,16 Zähler zu.