Chris Rock ist geschockt, nachdem er von Will Smith eine Ohrfeige bekommen hat. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa)

Die Untersuchungen zur Ohrfeige von Will Smith bei der Oscar-Gala sollen nach Angaben der Filmakademie voraussichtlich mehrere Wochen dauern.

Das kündigten Dawn Hudson, Geschäftsführerin der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, und Academy-Präsident David Rubin in einem Brief an die Academy-Mitglieder an, der von mehreren US-Branchenblättern veröffentlicht wurde.

«Dies ist eine Zeit der Heilung»

Smiths Ehefrau äußerte sich unterdessen öffentlich. Jada Pinkett Smith (50) teilte am Dienstag (Ortszeit) auf Instagram ein Bild mit dem Schriftzug: «Dies ist eine Zeit der Heilung, und ich bin bereit dafür.» Eine weitere Erklärung gab sie nicht ab. Zuvor hatte sich Will Smith bereits auf seinem Instagram-Profil für seinen Ausfall bei der Oscar-Gala entschuldigt.

Der Komiker Chris Rock hatte bei der Show am Sonntagabend auf der Bühne einen Witz über Jadas kahlgeschorenen Kopf gemacht. Die Schauspielerin verdrehte dabei die Augen. In der Vergangenheit hatte sie schon öfters über ihren krankheitsbedingten Haarausfall gesprochen. Will Smith lief auf die Bühne und ohrfeigte Rock.

Die Filmakademie schrieb nun: Die 94. Oscar-Verleihung sollte «eine Feier für die vielen Menschen in unserer Gemeinschaft sein, die im vergangenen Jahr unglaubliche Arbeit geleistet haben». «Wir sind bestürzt und empört darüber, dass diese Momente durch das inakzeptable und schädliche Verhalten eines Kandidaten auf der Bühne überschattet wurden.»

Gerd Nefzer: «Eine saublöde Aktion»

Ähnlich sieht das auch Gerd Nefzer, der bei den Academy Awards mit den Spezialeffekten für «Dune» seinen zweiten Oscar gewann. Die Ohrfeige sei nun das alles überschattende Thema, bedauerte der 56-Jährige. Er und seine Frau hätten das Klatschen der Ohrfeige auch weiter weg von der Bühne hören können.

Nefzer sagte, er habe es zunächst für eine Show-Einlage gehalten und erst später mitgekriegt, was dort passiert sei. «Natürlich war das eine saublöde Aktion», sagte der Spezialeffekte-Künstler der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend, kurz nach seiner Rückkehr ins heimische Schwäbisch Hall.

«Ich fand das saublöd von Will Smith, aber auch nicht in Ordnung von Chris Rock. Wenn eine Frau so eine Krankheit hat, muss man nicht darüber Witze machen». Sein Vorschlag für die Filmakademie: «Ich würde die beiden Kollegen auf der Bühne vor die Kamera zerren, wo sich jeder bei jedem mit Handschlag entschuldigt.»

«Wie in unserer Satzung festgelegt, wird der Verwaltungsrat der Akademie nun eine Entscheidung über angemessene Maßnahmen für Herrn Smith treffen», zitierte unter anderem das Magazin «Variety» aus dem Schreiben der Filmakademie. «Wie in den kalifornischen Gesetzen für Mitglieder von gemeinnützigen Organisationen wie der Akademie geregelt und in unseren Verhaltensrichtlinien festgelegt, muss dies in einem offiziellen Verfahren geschehen, das einige Wochen dauern wird.»

Nefzer erinnert sich nun lieber an die unvergesslichen Erlebnisse der Nacht und seinen Triumph. Für ihn war es bereits der zweite Oscar-Gewinn. 2018 hatte er mit Effekte-Kollegen für die gemeinsame Arbeit an «Blade Runner 2049» die begehrte Trophäe gewonnen. Auch jetzt habe er wieder gezittert und Gänsehaut gehabt. «Doch als es hieß «and the Oscar goes to ‚Dune‘, dann war es nur noch pure Freude und Adrenalin», erzählt Nefzer über den großen Moment. Auf der Bühne wurde leider schnell die Musik hochgefahren. Er habe sich nur noch mit einem knappen «Dankeschön. Thank you very much» bedanken können.

Riesige Stimmung auf der Vanity Fair Party

Gefeiert wurde bis in die späte Nacht. «Auf der Vanity Fair Party war die Hölle los», sagte Nefzer. Mit dem Oscar in der Hand gab es noch einen Schnappschuss mit Hollywoodstar Nicole Kidman und ein Foto mit der Regie-Legende Francis Ford Coppola. «Man hat wirklich gemerkt, dass nach Corona und Krieg und den ganzen furchtbaren Nachrichten alle froh waren, mal wieder zu feiern und Menschen von Angesicht zu Angesicht zu treffen.»

Für das bildgewaltige Science-Fiction-Epos schuf Nefzer vor allem Effekte mit Sandstürmen, Staub und Wind. Und schon kurz nach dem Oscar-Gewinn geht es mit der «Dune»-Fortsetzung weiter. «Ich muss noch LKWs packen, Windmaschinen und andere Geräte laden», sagt Nefzer. Bereits am Montag würden sie nach Budapest fliegen – dort laufen im April die Dreharbeiten für «Dune 2» an. «Wenn Villeneuve ruft, bin ich da, ohne Wenn und Aber.»

Die Rückkehr nach Deutschland mit dem zweiten Oscar in der Hand konnte der Schwabe aber doch noch auskosten. Im Flugzeug-Cockpit durfte er nach der Landung in München im Pilotensitz posieren. Zuhause wurde dann mit schwäbischer Kost deftig gefeiert. «Meine Mutter hat Butterbrezeln geschmiert. Ich brauchte mal was anderes als Champagner und Häppchen.»

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