Trotz des Schuldspruchs für Strippenzieherin Ghislaine Maxwell zieht der US-Skandal um einen Ring zum Missbrauch minderjähriger Mädchen wegen möglicher prominenter Kunden weiter Kreise.
Vor einem Zivilgericht in New York geht es heute erneut um Vorwürfe gegen Prinz Andrew: Der Sohn der britischen Königin Elizabeth II. soll eine Frau vor 20 Jahren missbraucht haben, hat die Anschuldigungen aber stets bestritten.
Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre gibt an, der inzwischen gestorbene Multimillionär Jeffrey Epstein und seine Ex-Partnerin Maxwell hätten sie als 17-Jährige zusammen mit Dutzenden anderen Minderjährigen zur Sexsklavin gemacht. In diesem Zusammenhang beschuldigt sie auch Andrew, dessen Verteidiger jedoch erreichen wollen, dass das Verfahren beigelegt wird.
Einigung mit Epstein in 2009
Am Dienstag steht auch eine außergerichtliche Einigung aus dem Jahr 2009 im Zentrum der Gespräche zwischen Anklage und Verteidigung. Darin vereinbarte Giuffre mit Epstein, «für immer» davon abzusehen, Menschen aus Epsteins Umfeld zu beschuldigen, die als «potenzielle Angeklagte» gelten könnten. Die Vereinbarung beziehe sich auf alles, was «seit dem Anfang der Welt bis zum Tag der Übereinkunft» geschehen sei, heißt es in dem Dokument weiter. Virginia Roberts – Giuffres damaliger Name – erhalte dafür eine Zahlung von 500.000 Dollar (im November 2009 rund 330.000 Euro).
Das Zivilgericht muss nun klären, ob Giuffre durch diese Einigung mögliche Ansprüche gegen Andrew verwirkt hat. Dessen Anwälte argumentieren, dass das Abkommen von 2009 mit Epstein eine Anklage verhindere. Giuffres Anwälte halten dagegen, dass die Einigung mit Epstein keine Relevanz für einen möglichen Zivilprozess gegen Andrew habe. Einen Strafprozess gegen Andrew gibt es in den USA nicht.
Aussagen der Opfer im Fokus
Giuffre zählte nicht zu den Zeuginnen im Prozess gegen Maxwell, in dem diese vergangene Woche schuldig gesprochen wurde. In US-Medien werteten Rechtsexperten den Schuldspruch gegen Maxwell als schlechtes Zeichen für Andrew. Denn die Jury fällte – wie auch im Prozess gegen den ehemaligen Filmmogul Harvey Weinstein – einen Schuldspruch vor allem auf Basis von Aussagen weiblicher Opfer und nicht aufgrund eindeutiger sachlicher Beweise.
Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens haben Andrew und das britische Königshaus wegen der Anschuldigungen einen Rufschaden erlitten. Er steht seit Jahren wegen seiner früheren Freundschaft zu Epstein in der Kritik und hatte nach einem umstrittenen TV-Interview 2019 den Rückzug von seinen öffentlichen Aufgaben erklärt.