Im Postbank-Tarifkonflikt ruft die Gewerkschaft Verdi vor der dritten Verhandlungsrunde erstmals zu einem flächendeckenden Warnstreik auf.
«Wir können von einer sehr hohen Streikbereitschaft ausgehen. Postbank-Kunden müssen sich auf flächendeckende Einschränkungen einstellen, insbesondere in den Ballungsräumen», sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck.
Aufgerufen zu Ausständen ab Freitag sind Beschäftigte in allen Filialen, den Callcentern der Postbank sowie an den Postbank-Standorten. In den Filialen und den Callcentern des zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Instituts sollen die Aktionen am Samstag fortgesetzt werden. In der Verwaltung wird an Samstagen nicht gearbeitet. In der Vergangenheit hatte es bereits in Teilen des Unternehmens Warnstreiks gegeben.
«Die Beschäftigten der Postbank erwarten am Dienstag ein Angebot der Arbeitgeberseite, das der hohen Inflation bei gleichzeitig hohen Gewinnen der Deutschen Bank Rechnung trägt», sagte Duscheck mit Blick auf die dritte Verhandlungsrunde. Verdi sprach von einem bislang «inakzeptablen» Angebot der Arbeitgeber.
Die angebotenen Gehaltssteigerungen von 2,8 Prozent ab Oktober 2022 und 2,1 Prozent im Jahr 2024 mit neun Nullmonaten und einer Laufzeit von 36 Monaten «werden von den Beschäftigten als Provokation empfunden», sagte Duscheck. Sie bedeuteten weniger als 1 Prozent Lohnerhöhung bei einer zu erwartenden Inflation für das Jahr 2022 von mehr als 5 Prozent. «Wir erwarten, dass die Arbeitgeberseite mit ehrlicher Verhandlungsbereitschaft und neuem Verhandlungsspielraum kommt.»
Die Deutsche Bank erklärte, sie sei weiterhin an konstruktiven Gesprächen mit Verdi interessiert. Für die umfassenden Arbeitskampfmaßnahmen habe sie kein Verständnis. Das Institut werde sein Möglichstes tun, um die Folgen des Warnstreiks für Postbank-Kunden weiterhin so gering wie möglich zu halten.
Verdi fordert für etwa 15.000 Postbank-Mitarbeiter sechs Prozent mehr Geld sowie eine Corona-Prämie von bis zu 1500 Euro. Zudem will die Gewerkschaft festschreiben, dass die Beschäftigten bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen. Die Gewerkschaft strebt eine Laufzeit des neuen Tarifvertrages von zwölf Monaten an.