Für Flüchtlinge aus der Ukraine und anderen Krisenregionen hat der britische Star-Geiger Nigel Kennedy (65) ein Stück des japanischen Komponisten Ryūichi Sakamoto eingespielt.
Kennedy, der 1989 mit seiner Einspielung der «Vier Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi weltberühmt wurde, lebt seit Jahren in einem kleinen Dorf östlich von Krakau – etwa 200 Kilometer entfernt von der polnisch-ukrainischen Grenze. Die Situation der Flüchtlinge an der Grenze und die unmittelbare Nähe seien sehr bedrückend, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Die aktuelle Lage hat Kennedy nun zu der Einspielung einer Kurzfassung von Sakamotos «Merry Christmas Mr. Lawrence» gebracht. Die Musik stammt aus dem Anti-Kriegsfilm «Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence» von 1983, in dem David Bowie einen britischen Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft spielte.
Kennedy verknüpfte die Aktion mit der Organisation «Violins Not Violence», die jungen Menschen Musikinstrumente zur Verfügung stellt. In diesem Fall sollten Ukrainer oder Flüchtlinge aus anderen kriegsgebeutelten Regionen mit Instrumenten und den integrierenden, heilenden Eigenschaften der Musik verbunden werden, kommentierte Kennedy nun seine Einspielung.
Viele flüchtende Musikerinnen und Musikern könnten ihre Instrumente nicht mitnehmen. Kennedy rief deshalb dazu auf, auch Musikinstrumente für Geflüchtete zu spenden.
Das jetzt veröffentlichte zugehörige Video beginnt mit der englischen Version eines Zitats von Bertolt Brecht aus den Svendborger Gedichten, die Brecht 1939 im dänischen Exil schrieb: «In den finsteren Zeiten, wird da auch gesungen werden? Da wird auch gesungen werden. Von den finsteren Zeiten.»
Kennedy ist anschließend bei der Einspielung des dreieinhalb Minuten langen Stücks in seinem Studio mit der Cellistin Beata Urbanek-Kalinowska zu sehen. Gezeigt wird auch, wie Kennedy ein Hinweisschild zur Grenze mit Bezug zu «Violins Not Violence» bastelt, das der für sein unkonventionelles Auftreten bekannte Kennedy in Parka und Jogginghose bekleidet und mit Geigenkasten in der Hand an einem Waldrand oberhalb eines kleinen Ortes im Schnee zurücklässt.