Im Kampf um die Kundengunst setzt Vodafone auf Handytarife, die als «grün» beworben werden.
Bei den ab November verkauften Firmenkundentarifen der Kategorie «Red Business Prime» zahlt die Firma Geld an Klimaschutzprojekte, um rein rechnerisch klimaneutral zu werden. Solche Kompensationen sind nichts Neues – Firmen stellen ihre Arbeit und Produkte als besonders nachhaltig dar und hoffen darauf, beim Kunden damit zu punkten. Auch die Telekommunikationsbranche sieht sich auf Klimakurs. Bei der Energie setzen die drei deutschen Netzbetreiber bereits auf Grünstrom.
Ungewöhnlich an den Vodafone-Tarifen ist der Umfang des Ausgleichs: Die Zahlungen beziehen sich auf CO2-Emissionen, die bei der Herstellung, dem Transport, der Nutzung und der Verwertung der Endgeräte schätzungsweise freigesetzt wurden und werden. Auf einer Webseite von «Climate Partner» soll einsehbar sein, wie viel Kohlendioxid bei den Tarifen rechnerisch kompensiert wurde. Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter nannte die veröffentlichten Tarife einen Beitrag für den Klimaschutz.
Vodafone-Konkurrenten haben keine solchen Tarife
Die beiden anderen deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber, die Deutsche Telekom und Telefónica (O2), haben keinen solchen Tarif. Das später mit Telefónica fusionierte Unternehmen E-Plus bot 2011 einen Ökotarif an, bei dem Geld an den Naturschutzbund (Nabu) für Umweltprojekte floss und der geschätzte Stromverbrauch des Handys rechnerisch «grün» war.
Der Nabu-Tarif habe aber «mittelfristig kein ausreichendes Interesse» gefunden und sei eingestellt worden, sagt eine Telefónica-Sprecherin. «Wir waren mit dem Tarif unserer Zeit sicherlich ein Stück weit voraus.» Man wisse nun aber, dass es nicht darum gehe, Einzeltarife «grün» zu machen. «Wichtiger ist es, über das gesamte Spektrum von Geschäftstätigkeit, Tarifen und Geräten so nachhaltig wie möglich zu sein.» So komme Umweltschonung auch im breiten Markt an.
Greenpeace kritisiert «Greenwashing»
Bei Umweltschützern kommen die neuen klimaneutralen Tarife von Vodafone nicht gut an. Das sei «Greenwashing», um das Konsumentengewissen zu beruhigen und letztlich absurd wie «Tanken für den Klimaschutz», sagt Viola Wohlgemuth von Greenpeace.
Sie warf den Unternehmen ein lineares und klimaschädliches Geschäftsmodell vor, das geändert werden müsse: Handys sollten länger genutzt werden. Man sollte wegkommen von der Neuproduktion von Geräten und hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft.