Die britische Königin Elizabeth II. mit Gehstock diese Woche in Wales. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jacob King/PA Wire/dpa)

Es ist doch nur ein alltägliches Hilfsmittel, und dennoch richten sich die Augen einer ganzen Nation darauf: Queen Elizabeth II. nutzt einen Stock! Gleich zwei Mal innerhalb weniger Tage setzte die britische Königin das Utensil ein.

Zwar dürfte das recht hohe Alter – die Queen ist seit April 95 Jahre alt – eine einfache Erklärung bieten. Doch da sich die rüstige Monarchin, deren Thronbesteigung sich im kommenden Jahr zum 70. Mal jährt, stets ohne Stock gezeigt hatte, fiel das Detail umso stärker ins Auge.

Die Königin lässt sich nichts anmerken. «Stiff upper lip» – «die Zähne zusammenbeißen» und Durchhaltevermögen beweisen – lautet ihr bewährtes Motto. Doch für Royals-Fans ist es durchaus eine Erinnerung daran, dass selbst die Queen, die bei Geburt der überwältigenden Zahl ihrer Untertanen bereits lebte und ohne die sich viele Briten ihr Land gar nicht vorstellen können, nicht unsterblich ist.

Im April starb Elizabeths innig geliebter Ehemann Prinz Philip im Alter von 99 Jahren. Sein Tod, wenn auch nicht unerwartet, war für die Queen ein schwerer Schlag, wie aus Kommentaren der Royal Family herauszuhören war. Die jüngere Schwester Margaret starb bereits 2002, kurz danach auch ihre Mutter Elizabeth, die «Queen Mum». Dass es bereits Pläne für den «D-Day» gibt, den Todestag der Königin, ist ein offenes Geheimnis.

Wie lange Elizabeth bereits auf dem Thron sitzt, ist besonders gut an ihrem ältesten Sohn zu sehen, der ihr einmal nachfolgen wird. Prinz Charles wird bald 73 Jahre alt, er ist sowohl der älteste als auch der am längsten amtierende «heir apparent», also Thronfolger, der britischen Geschichte. Dass er auf die Königskrone verzichten wird, glauben aber nur wenige in Großbritannien. Denn dann, so meinen Adelsexperten in London, würde er stark an Ansehen verlieren – schließlich kommt seine Mutter auch im hohen Alter konsequent ihren Pflichten nach und betont stets, sie werde ihre Rolle bis zum letzten Atemzug ausfüllen. Selbst nach dem Tod ihres Gatten genehmigte sie sich kaum eine Pause.

Und so war Elizabeth II. auch diese Woche im Einsatz. Am Dienstag: Gedenkgottesdienst in der Westminster Abbey, in Begleitung von Tochter Prinzessin Anne – und mit Stock! Es wirkte unaufgeregt und gewohnt, doch war das Detail auch seriösen Medien eine eigene Meldung wert, selbst die Nachrichtenagentur PA machte ihren Bericht mit der Nachricht auf. «Es wird angenommen, dass sie zum ersten Mal eine Gehhilfe bei einer offiziellen öffentlichen Veranstaltung verwendet hat», meldete PA. Zuletzt ging die Queen vor knapp 20 Jahren mit Stock. Doch damals erholte sie sich von einer Knie-Operation.

Dauerhaft angewiesen auf die Gehhilfe ist das Staatsoberhaupt allerdings offensichtlich nicht. Einen Tag nach dem Gottesdienst empfing die Queen in ihrer Londoner Residenz Buckingham-Palast die Pianistin Imogen Cooper – ohne Stock, wie beobachtet wurde. Am Donnerstag war das Hilfsmittel dann wieder in ihrer Hand, als die Monarchin das walisische Parlament in Cardiff eröffnete.

Es sind kleine Helferlein, die der Queen auch angesichts ihres vollen Terminkalenders mehr Komfort bieten sollen, wie britische Medien betonen. So trägt sie schon seit einigen Jahren bei der traditionellen Parlamentseröffnung nicht mehr die schwere Krone.

«Wenn man bedenkt, dass sie 95 ist, ist das außerordentlich, auch wenn sie ein privilegiertes Leben führt», kommentierte Sky-News-Reporterin Rhiannon Mills. Der Stock, der Halt an einer Tür, die näher an ihrem vorgesehenen Platz liegt, eine Fahrt mit dem Aufzug, alles maßgeschneidert. Der «Guardian» verwies auf Berichte von 2018, laut denen die Queen noch immer Knieschmerzen habe. Sie habe allerdings auf eine neue Operation verzichtet – weil das zu zeitaufwendig sei.

Die Botschaft, die auch die Medien verbreiten: Niemand muss sich Sorgen machen um die Queen. «Die Queen wirkt strahlend in Pink», jubelte die Zeitung «Daily Mail» über den Besuch in Wales. Das Urteil: «Königlich zuverlässig.»

Von Benedikt von Imhoff, dpa

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