Das Logo des Wohnungsunternehmens «Vonovia» ist an der Firmenzentrale in bochum: Deutschlands größtes Immobilienunternehmen hat seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr veröffentlicht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcel Kusch/dpa)

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will in den kommenden Jahren rund 66.000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro verkaufen. «In Zeiten höherer Zinsen ist es sinnvoll, Schulden zu reduzieren», sagte Unternehmenschef Rolf Buch am Mittwoch in Bochum.

Vonovia habe bereits Wohnungen und Mehrfamilienhäuser ermittelt, die sich für einen Verkauf eignen würden. «Das hat nichts mit einem Ausverkauf zu tun», betonte der Manager. Seit dem Börsengang 2013 habe Vonovia insgesamt 120.000 Wohnungen verkauft. Auch eine Trennung von der Pflegeheim-Sparte werde geprüft.

Vonovia ist Europas größtes privates Wohnungsunternehmen. Der Konzern besitzt rund 550 000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich. Hinzu kommen rund 71.400 verwaltete Wohnungen. Der Portfoliowert liegt bei etwa 99 Milliarden Euro.

Operativen Gewinn gesteigert

Die Übernahme der Deutsche Wohnen hat Vonovia Buch zufolge weiteren Auftrieb gegeben. Im ersten Halbjahr 2022 konnte Vonovia den operativen Gewinn (FFO) vor allem durch diesen Schritt um 36 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro steigern, wie der Immobilienriese am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz kletterte in den ersten sechs Monaten um knapp 35 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro.

Unter dem Strich ging der Gewinn vor allem aufgrund von Wertberichtigungen unter anderem wegen des deutlich gesunkenen Aktienkurses der Adler Group um ein Drittel auf knapp 1,8 Milliarden Euro zurück. Vor wenigen Monaten wurde Vonovia zum größten Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group, der in schweres Fahrwasser geraten war. Der Konzern sicherte sich im Wege der Pfandverwertung einen Anteil von 20,5 Prozent an dem Konkurrenten.

Eine Übernahme von Adler kommt für den Vonovia-Chef allerdings inzwischen nicht mehr in Betracht. «Die Märkte haben sich verändert und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch», sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Entscheidung von damals könne man deshalb auch kritisch hinterfragen.

Die Miete stieg im Konzern per Ende Juni im Schnitt auf 7,44 Euro pro Quadratmeter – das waren zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie den Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können die Konzerne teilweise auf die Miete umlegen. In Deutschland betrug die durchschnittliche Miete per Ende Juni bei Vonovia 7,32 Euro pro Quadratmeter.

Gemeinsam mit Mietern Lösungen finden

Viele Menschen seien derzeit in großer Sorge, die aufgrund der aktuellen Energiekrise gestiegenen Kosten für das Heizen nicht mehr tragen zu können, sagte Buch bei Vorlage der Quartalszahlen. Vonovia werde gemeinsam mit den Mietern eine Lösung finden, wenn sich jemand seine Wohnung wegen erhöhter Heiz- und Warmwasserkosten nicht mehr leisten könne. Ähnliche Lösungen habe das Unternehmen auch seit Beginn der Corona-Pandemie gefunden.

Um möglichst viel Erdgas in den Beständen einzusparen, habe Vonovia im gesetzlich festgeschriebenen Rahmen eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen beschlossen, teilte das Unternehmen mit. So entlaste der Immobilienkonzern die Mieter bei den absehbar stark steigenden Energiekosten sowie die Umwelt. Zusätzlich passe Vonovia die Vorauszahlungen an, um hohe Nachforderungen am Jahresende zu vermeiden.

Der nordrhein-westfälischen SPD-Landeschef Thomas Kutschaty übte allerdings deutliche Kritik am Immobilienkonzern. Der Sozialdemokrat sagte der «Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung» (Donnerstag), Menschen mit geringem Einkommen müssten derzeit jeden Cent doppelt umdrehen. «Der Teuer-Schock trifft sie in allen Bereichen des täglichen Lebens hart. Da kann einem die Kaltschnäuzigkeit von Vonovia fast die Sprache verschlagen.» Milliardengewinne einzufahren und dafür die Mieter immer mehr zur Kasse zu bitten, das sei «asoziale Marktwirtschaft», kritisierte Kutschaty.

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