Die schwächelnde deutsche Industrie hat im März überraschend viele Aufträge bekommen – wohl auch wegen der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Im März zogen die Bestellungen um 3,6 Prozent gemessen am Vormonat an, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Der Anstieg fällt damit fast dreimal so stark an, wie von Analysten erwartet – sie hatten nur mit einem Plus von 1,3 Prozent gerechnet.
«Das Orderplus im März dürfte zum Teil auf Vorzieheffekte als Reaktion auf die angekündigten US-Zollerhöhungen zurückzuführen sein», hieß es vom Bundeswirtschaftsministerium. Allerdings habe auch die Nachfrage der europäischen Nachbarn stark angezogen. Trotz der großen handelspolitischen Unsicherheit habe sich die Geschäftslage der Industrie im ersten Quartal als «insgesamt recht robust» erwiesen.
Mehr Bestellungen im Auto- und Maschinenbau
Den Statistikern zufolge stiegen die Bestellungen im März vor allem getrieben von einer starken Auslandsnachfrage (plus 4,7 Prozent), insbesondere aus der Eurozone, die Bestellungen in Deutschland wuchsen um 2,0 Prozent. Dabei bekamen deutsche Schlüsselbranchen wie Auto- und Maschinenbau deutlich mehr Aufträge. Bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (plus 14,5 Prozent) sowie in der Pharmaindustrie (plus 17,3 Prozent) sprangen die Bestellungen sogar hoch.
Im Februar hatten die Industrieaufträge noch stagniert, im Januar waren sie deutlich gesunken. Die Schwäche der Industrie ist einer der Hauptgründe dafür, dass die deutsche Wirtschaft das dritte Jahr in Folge in der Flaute steckt.
«Unternehmen stark von Zollschock verunsichert»
Volkswirte werteten die Zahlen positiv. «Das ist endlich mal ein starkes Plus bei den Auftragseingängen, das nicht nur auf die schwankungsanfälligen Großaufträge zurückgeht», sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Allerdings solle man nun keinen starken Aufschwung erwarten. «Trumps Zollschock hat die Unternehmen stark verunsichert. Außerdem ist der dringend benötigte Neustart in der Wirtschaftspolitik wegen der knappen Mehrheit der neuen Bundesregierung noch unwahrscheinlicher geworden.»
Skeptisch äußerte sich Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft beim Fondsanbieter Union Investment: «Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.» Auf den ersten Blick habe die Industrie der hohen Zoll-Unsicherheit getrotzt. Doch auf den zweiten Blick sei die Erholung bislang leider «nicht mehr als ein Strohfeuer». Die unberechenbare US-Wirtschaftspolitik werde weiter belasten.